Die Menschen in Deutschland werden immer älter, und damit wächst die Nachfrage nach ambulanten Pflegediensten. Wenn du nach einer sinnvollen Aufgabe suchst und gerne für andere da bist, ist die Gründung eines Pflegedienstes vielleicht das Richtige für dich.
In diesem Artikel erfährst du, welche gesetzlichen Vorschriften du beachten musst (einige!) und was die größten Herausforderungen bei der Pflegedienstgründung sind. Am Schluss verraten wir dir, was Christoph Kahl, der sich mit einem Betreuungsdienst für Senioren und Familien selbstständig gemacht hat, anderen rät, die seinem Beispiel folgen möchten.
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Da es in der Pflege um Menschen geht, die auf fremde Hilfe angewiesen sind, ist dieser Bereich stark reguliert. Im Sozialgesetzbuch (SGB) und im Pflegeversicherungsgesetz (PflegeVG) ist festgeschrieben, welche Voraussetzungen du erfüllen musst, wenn du einen Pflegedienst gründen möchtest. Unter anderem brauchst du eine offizielle Kassenzulassung, um deine Leistungen gegenüber den Pflegekassen abzurechnen. Diese Zulassung bekommst du nur, wenn du nachweisen kannst, dass du aufgrund deiner Qualifikationen und der Geschäftsstruktur in der Lage bist, mit deinem Pflegedienst auf Dauer eine „leistungsfähige und wirtschaftliche pflegerische Versorgung“ der Pflegebedürftigen zu gewährleisten.
Das setzt voraus, dass dein Pflegedienst unter der Leitung einer qualifizierten Fachkraft steht. Außerdem musst du garantieren können, dass deine Patient*innen zu jedem Zeitpunkt gut versorgt werden – auch am Wochenende und wenn ein Team-Mitglied plötzlich erkrankt. Das bedeutet, dass du ausreichend Pflegekräfte brauchst, die sich gegenseitig vertreten können. Insbesondere für die Pflegedienstleitung musst du eine Stellvertretung einstellen, die im Urlaubs- oder Krankheitsfall einspringt.
Zudem sind ein Hygieneplan und ein internes Qualitätsmanagement gesetzlich vorgeschrieben, die durch den Medizinischen Dienst (MDK) vor der Zulassung und auch später im laufenden Betrieb überprüft werden. Der MDK achtet besonders auf die Größe, die Qualifikation und die Fortbildung der Belegschaft, auf die ständige Erreichbarkeit des Pflegedienstes, auf das Pflegekonzept, die Dokumentation der Pflege und auf die Beratung und Beteiligung der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen.
Folgende Kriterien muss dein Pflegedienst erfüllen, um die Zulassung zu erhalten:
Das Zulassungsverfahren durch die Pflege- und Krankenkassen ist sehr umfangreich und kann einige Zeit dauern. Kümmere dich rechtzeitig darum, damit dir keine unnötigen Leerlaufphasen bei der Gründung deines Pflegedienstes entstehen. Wichtig: Im Sozialgesetzbuch wird unterschieden zwischen häuslicher Krankenpflege, die ärztlich verschrieben wird und zeitlich befristet ist (zum Beispiel nach einer Operation), und der dauerhaften ambulanten Pflege. Für jede Pflegeform musst du eine gesonderte Zulassung beantragen.
Mehr als in anderen Bereichen zählen im Pflegebereich die fachlichen und persönlichen Voraussetzungen der Gründenden. Eine fundierte Ausbildung, Einfühlungsvermögen und Organisationsgeschick sind gute Voraussetzungen, um den vielfältigen Aufgaben gewachsen zu sein.
Ambulante Pflegedienste müssen nach dem Pflegeversicherungsgesetz von einer ausgebildeten Pflegefachkraft geleitet werden. Dazu zählen ausgebildete Krankenpfleger*innen, Kinderkrankenpfleger*innen, staatlich anerkannte Altenpfleger*innen und staatlich anerkannte Heilerzieher*innen (sofern der Pflegedienst sich um pflegebedürftige Behinderte kümmert). Du benötigst also für Gründung eines Pflegedienstes eine pflegerische Ausbildung und mindestens zwei Jahre Erfahrung in diesem Beruf, die nicht länger als fünf Jahre zurückliegen dürfen. Außerdem musst du dich im Rahmen eines Ausbildungslehrganges zur Pflegedienstleitung (PDL) weitergebildet haben oder ein Pflegemanagement-Studium an einer Hochschule oder Fachhochschule vorweisen.
Es kommt aber nicht nur auf pflegerisches Know-how und Empathie an, du solltest auch mit Geld umgehen können. Denn um der Verantwortung für deine Patient*innen gerecht zu werden, musst du auch dafür sorgen, dass dein Pflegedienst wirtschaftlich und zuverlässig arbeitet. Kaufmännische Fähigkeiten ermöglichen es dir, dein Unternehmen effizient zu führen, indem du die Liquidität sicherst, Kosten kontrollierst und wirtschaftlich sinnvolle Entscheidungen triffst.
Du hast keine Ausbildung zur Pflegedienstleitung, bist aber ein Organisationstalent und liebst den Umgang mit Zahlen ebenso wie den mit Menschen? Dann kannst du trotzdem einen Pflegedienst gründen, als Inhaber oder Inhaberin – vorausgesetzt, du stellst jemanden mit der gesetzlich vorgeschriebenen Qualifikation als Pflegedienstleitung ein oder schließt dich mit einer qualifizierten Pflegedienstleitung zu einem schlagkräftigen Gründungsteam zusammen. Denk dran, dass du in diesem Fall mindestens zwei Fachkräfte benötigst, eine Leitung und eine stellvertretende Leitung.
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Die Kosten für die Leistungen, die du mit deinem Pflegedienst erbringst, werden in der Regel von den Kranken- und Pflegekassen übernommen. In Deutschland spielen dabei die Vorschriften des Sozialgesetzbuches (SGB) eine wichtige Rolle. Im SGB V ist der Anspruch auf häusliche Krankenpflege, auch als Intensivpflege bekannt, geregelt. Diese Leistungen umfassen alle medizinisch notwendigen Pflegemaßnahmen, die auf ärztliche Verordnung hin erfolgen. Das SGB XI regelt die soziale Pflegeversicherung und deckt die Kosten für Grundpflege und hauswirtschaftliche Hilfe ab, abhängig vom festgestellten Pflegegrad der Patient*innen.
Die korrekte Abrechnung erfordert detaillierte Kenntnisse der jeweiligen gesetzlichen Anforderungen. Du solltest dich daher kontinuierlich über aktuelle Änderungen in der Gesetzgebung und bei den Abrechnungsverfahren informieren, um eine angemessene Vergütung deiner Leistungen sicherzustellen.
Zusätzlich zur Kassenzulassung benötigst du für deinen Pflegedienst ein Institutionskennzeichen, auch IK-Nummer genannt. Du kannst es bei der Sammel- und Verteilungsstelle (SVI) der Arbeitsgemeinschaft Institutionskennzeichen beantragen.
Wenn das Prüfverfahren abgeschlossen ist und die offizielle Zulassung vorliegt, musst du zu guter Letzt noch einen Versorgungsvertrag mit den Pflegekassen abschließen. Darin wird vereinbart, in welchem Einzugsgebiet du welche Pflegeleistungen übernimmst.
Die Abrechnung mit den Pflegekassen erfolgt heutzutage ausschließlich elektronisch per Datenträgeraustausch (DTA), was die Sache für dich vereinfacht. Da sensible Daten im Spiel sind und die Pflegekassen mit unzähligen Pflegeeinrichtungen abrechnen müssen, ist das Abrechnungsverfahren sehr genau geregelt.
Wie bei jeder Existenzgründung ist ein Businessplan unverzichtbar, wenn du nicht im Blindflug in die Selbstständigkeit starten willst. Beim Schreiben deines Businessplans wirst du unweigerlich mit allen Fragen rund um deine Geschäftsidee konfrontiert, die vor der Gründung geklärt sein sollten: von den gesetzlichen Bestimmungen und Genehmigungen über die passende Positionierung bis zu der Frage, wo du geeignete Fachkräfte findest und wie du sie dauerhaft an dich binden willst. Du setzt dich in deinem Businessplan intensiv mit dem Markt und dem Wettbewerb, den Chancen und Risiken auseinander und legst dar, mit welchen Maßnahmen du dafür sorgen willst, dass dein Pflegedienst zuverlässig und wirtschaftlich arbeitet.
Das interaktive Tool von SmartBusinessPlan hilft dir, mit wenig Aufwand und auch ohne Vorwissen einen bankfertigen Businessplan zu schreiben. Wertvolle Features, wie die digitalen Zahlenassistenten, eine anerkannte Gliederung, einfache Leitfragen oder echte Businesspläne von anderen Gründer*innen unterstützen dich (in unserem Crashkurs Businessplan erstellen erfährst du, wie du mit SmartBusinessPlan arbeitest).
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Dein Businessplan zeigt dir, ob du mit deinem Pflegedienst die hohen Qualitätsstandards erfüllen und zugleich kostendeckend arbeiten kannst. Er dient dir selbst als Kompass in den turbulenten ersten Monaten nach der Gründung und ist die Voraussetzung, um eine öffentliche Gründungsförderung oder einen Bankkredit zu bekommen.
Der Bedarf an ambulanten Pflegeleistungen in Deutschland wächst. Das gilt allerdings nicht für alle Regionen im gleichen Maße. Und auch die Konkurrenz schläft nicht, wie es so schön heißt. Deshalb solltest du deinen Standort mit Bedacht wählen. Lege in deinem Businessplan dar, wie groß Angebot und Nachfrage in deinem Einzugsgebiet sind und wie sie sich voraussichtlich entwickeln werden.
Das Thema Standort ist aber nicht nur auf geografischer Ebene interessant. Es geht auch um die Räumlichkeiten, in denen dein Pflegedienst untergebracht werden soll. Zwar werden die Pflegebedürftigen in ihrem Zuhause versorgt, trotzdem brauchst du ein Büro und eine Anlaufstelle für Kund*innen und Personal. Dein Pflegedienst sollte zentral gelegen, gut erreichbar und barrierefrei sein und genügend Platz für Schulungen und Besprechungen bieten.
Demografischer Wandel hin oder her: die Gründung eines Pflegedienstes ist kein Selbstläufer. Du musst schon dafür sorgen, dass die Menschen von deinem einzigartigen Angebot erfahren. Wie du das erreichen willst, ist ein wichtiger Punkt in deinem Businessplan.
Für einen Pflegedienst gibt es im Marketing drei Adressatengruppen mit unterschiedlichen Interessen:
Lege dir für Marketing und Vertrieb eine Strategie zurecht, die diesen drei Gruppen gerecht wird. Während du deine eigentliche Zielgruppe, die älteren und pflegebedürftigen Menschen, vielleicht am ehesten mit Handzetteln erreichst, die du beim Friseur auslegst, kannst du ihre Angehörigen schnell und kostengünstig über die sozialen Medien ansprechen. Das Internet ist heute die wichtigste Informationsquelle – eine überzeugende Unternehmenswebsite ist daher Pflicht (in unserem Crashkurs Die eigene Website erstellen erfährst du, welche Optionen du hier hast und worauf du achten solltest. Eine wichtige Rolle spielen zudem Empfehlungsportale. Überlege dir, wie du deine zufriedenen Kund*innen ermuntern kannst, dich online zu bewerten.
Bei den Einrichtungen des Gesundheitssystems, vor allem bei Pflegestützpunkten und Krankenhäusern, lohnt es sich, persönlich zu erscheinen und deinen Pflegedienst vorzustellen.
Eng mit der Standortfrage verbunden ist im Businessplan das Kapitel über den Markt und den Wettbewerb. Allgemein lässt sich sagen, dass die Marktkonzentration in der Branche auf einem niedrigen Niveau liegt und viele kleine Anbieter das Marktgeschehen prägen. Die Ursache liegt unter anderem darin, dass die Eintrittsbarrieren niedrig sind und eine sehr hohe Nachfrage nach häuslichen Pflegedienstleistungen besteht.
Die Zahlenbasis für deine Marktanalyse liefern dir offizielle Bevölkerungsstatistiken, heruntergebrochen auf das fragliche Einzugsgebiet. Außerdem verfügen viele Gemeinden über Altenhilfepläne, die Prognosen über den zukünftigen Pflegebedarf vor Ort enthalten. Anhand dieser Daten kannst du erkennen, wie groß der Markt ist, in den du einsteigst, und welche Entwicklung er voraussichtlich nehmen wird.
Anschließend recherchierst du, wie die Angebotsseite aussieht: Wie viele Pflegedienste und Gesundheitseinrichtungen gibt es vor Ort? Wie viele Menschen werden von ihnen betreut? Welche Pflegeleistungen bieten sie an und mit welchen Strategien versuchen sie, Kund*innen zu gewinnen? Die meisten Antworten auf diese Fragen findest du im Internet, zum Beispiel in Branchenbüchern und auf den Websites der einzelnen Anbieter. Es kann sich zusätzlich lohnen, sich bei einer kleinen Spritztour vor Ort einen Eindruck vom vorhandenen Angebot zu machen. Aber übertreibe es nicht: Deine Wettbewerbsanalyse muss nicht jeden einzelnen Pflegedienst umfassen. Besser ist es, sich fünf bis zehn deiner wichtigsten Konkurrenten herauszugreifen und zu beschreiben, wie sie sich jeweils am Markt behaupten.
Um deinen Pflegedienst in eine sichere Zukunft zu führen, solltest du dich am Markt klar positionieren. Deine Marktanalyse hilft dir dabei. Überlege dir, wie du dich vom vorhandenen Angebot abheben kannst. Du kannst dich auf ein pflegerisches Fachgebiet konzentrieren, etwa auf die Betreuung von Intensivpatient*innen oder auf die Pflege von unheilbar Erkrankten (Palliativversorgung). Oder du setzt auf kultursensible Pflege oder ein anderes besonderes Werteverständnis, das dich von anderen Anbietern unterscheidet.
Eine Geschäftsidee, die deine Patient*innen begeistert, kannst du nicht am Schreibtisch entwickeln. Es ist wichtig, dass du mit deiner Zielgruppe über ihre Bedürfnisse und Wünsche sprichst. Nutze dein persönliches Netzwerk und deine bisherigen Pflegeerfahrungen, sprich mit potenziellen Kund*innen und Angehörigen über ihre Erwartungen an gute Pflege, und erkundige dich bei Fachleuten aus dem Gesundheitswesen über die Nachfrage vor Ort und aktuelle Trends.
In der intensiven Auseinandersetzung mit deiner Zielgruppe, mit dem Pflegeangebot und dem Pflegebedarf in deiner Region wirst du ein immer klareres Bild davon bekommen, wie du dich vom Wettbewerb abheben könntest und welche Nischen noch nicht besetzt sind. Jetzt darfst du nur nicht vergessen, deine Überlegungen nachvollziehbar in deinem Businessplan zusammenzufassen – denn auch deine Leser*innen, also mögliche Partner*innen oder deine Hausbank, möchten gerne wissen, wie du zu deiner Positionierung gefunden hast und warum du glaubst, dass du damit erfolgreich sein wirst (Tipp: Lies dazu gerne unseren Ratgeber zum Thema Kundennutzen).
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Der Fachkräftemangel macht sich in der Pflegebranche besonders stark bemerkbar. Die Frage, wie du qualifiziertes Personal für deinen Pflegedienst gewinnen und halten willst, ist inzwischen ebenso bedeutsam wie die Frage nach der Kundengewinnung.
Mach dir daher rechtzeitig Gedanken, wie du dein Team rekrutieren willst. Vielleicht hast du ja noch Kontakte zu Kolleg*innen aus deiner Berufstätigkeit oder deiner Ausbildung, die gerne bei dir arbeiten würden? Dann solltest du das unbedingt in deinem Businessplan erwähnen. Beschreibe außerdem, was du deinen Beschäftigten anbieten willst, damit sie bei deinem jungen Unternehmen anheuern und ihm möglichst lange treu bleiben: eine faire Vergütung, familienfreundliche Arbeitszeiten, regelmäßige Weiterbildungen und vernünftige Arbeitsbedingungen sind ein Anfang. Das Wichtigste ist wohl ein gutes Betriebsklima, das allerdings mehr als ein leeres Versprechen sein sollte.
Eine der vielen Fragen, die du vor der Gründung zu klären hast, ist die Frage nach der passenden Rechtsform für deinen Pflegedienst. Sie wirkt sich unter anderem auf die Haftung, die Steuer und die Buchhaltung aus.
Mit wenig Aufwand verbunden ist die Gründung eines Einzelunternehmens: Du brauchst dafür kein Startkapital und keine komplizierten Verträge. Allerdings haftest du mit deinem gesamten Privatvermögen für die Schulden deines Pflegedienstes. Um dich davor abzusichern, kann es ratsam sein, eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) oder eine Unternehmergesellschaft (UG) zu gründen. Dann haftest du nur mit deiner Einlage. Diese Rechtsformen sind allerdings mit bestimmten Buchhaltungspflichten verbunden. Da Pflegedienste aber ohnehin ihre Wirtschaftlichkeit mit einer jährlichen Bilanz nachweisen müssen, fällt dieses Argument kaum ins Gewicht.
Pauschal lässt sich nicht sagen, welche Rechtsform am besten zu deinem Unternehmen passt. Hierzu kannst du dich online belesen (zum Beispiel hier: Die passende Rechtsform für dein Unternehmen) und dann selbst entscheiden – oder das Thema mit Fachleuten besprechen. Das können Anwält*innen für Gesellschaftsrecht sein, aber auch ein Steuerberatungsbüro, das sich in der Pflege-Branche auskennt. Im Übrigen ist es möglich, die Rechtsform zu wechseln. Du kannst also erstmal als Einzelunternehmen starten und dieses später in eine UG oder GmbH umwandeln.
Die Einkünfte aus einem Pflegedienst variieren, abhängig unter anderem vom Standort, dem Umfang der erbrachten Dienstleistungen, der Anzahl der betreuten Patient*innen und der Effizienz der Abläufe in deinem Pflegedienst.
In Deutschland wird der Verdienst eines Pflegedienstes maßgeblich durch die Vergütungsvereinbarungen mit den Pflege- und Krankenkassen bestimmt. In diesen Vereinbarungen wird minutiös festgelegt, wie viel ein Pflegedienst für die einzelnen Handgriffe berechnen darf, etwa für Hilfe beim Ankleiden, die Haarwäsche oder das Wechseln der Bettwäsche. Wie viel Gewinn du mit deinem Pflegedienst erzielst, hängt somit stark davon ab, wie viele Patient*innen betreut werden, welchen Pflegegrad diese haben und wie effizient du dein Unternehmen aufziehst.
In einem Unternehmen wird nicht nur Geld verdient, es wird auch Geld ausgegeben. Ein Pflegedienst bildet da keine Ausnahme. Um einschätzen zu können, ob und ab wann sich dein Pflegedienst rechnet, musst du die Kosten kennen, die entstehen.
Das sind die wichtigsten Kostenpunkte eines Pflegedienstes:
Diese Aufstellung ist nicht vollständig. Es kommen noch weitere Ausgaben hinzu, etwa für die Anschaffung und Reinigung der Kleidung oder für Desinfektionsmittel und Einmalhandschuhe. Notiere für deinen Businessplan alles, was dir einfällt. Dann kalkuliere die Menge und recherchiere den Preis. Manchmal genügt dafür ein Blick in aktuelle Preislisten, manchmal ist es nötig, ein Angebot anzufordern.
Für die Finanzierung und für die spätere Abrechnung ist es wichtig, deine Kosten in drei Kategorien einzuteilen:
Plane in deinem Finanzplan unbedingt genug Geld ein, um die Anlaufphase zu überbrücken. In den ersten Monaten nach der Gründung wird dein Pflegedienst vielleicht noch nicht voll ausgelastet sein. Hinzu kommt, dass du deine Leistungen erst mit den Pflegekassen abrechnen kannst, nachdem du sie erbracht hast. Dein Vermieter oder deine Mitarbeiter*innen erwarten aber, dass du ihnen pünktlich ihr Geld überweist. Stelle mit einer soliden Liquiditätsplanung sicher, dass du immer flüssig bist, um ausstehende Rechnungen zu begleichen.
Die meisten Gründer*innen setzen auf eine Mischfinanzierung, die sich aus ihren Ersparnissen, Krediten und öffentlichen Förderungen zusammensetzt.
Als Inhaber*in eines Pflegedienstes bist du per Gesetz verpflichtet, die Versorgung deiner Patient*innen zu garantieren. Stell dir vor, du schlidderst in die Pleite. Dann ist das nicht bloß ein Problem für dich und deine Beschäftigten, sondern erst recht für deine Patient*innen – unter Umständen ist ihre Gesundheit oder sogar ihr Leben in Gefahr, wenn sie plötzlich nicht mehr versorgt werden! Um diesen Fall so gut es geht auszuschließen, hat der Gesetzgeber hinsichtlich der Betriebsführung feste Regeln aufgestellt. So muss gemäß der Pflegedurchführungsverordnung (PBV) jeder Pflegedienst einmal im Jahr eine Bilanz, eine Gewinn- und Verlustrechnung und weitere Nachweise dafür vorlegen, dass er betriebswirtschaftlich arbeitet.
Das macht die Buchhaltung für Pflegedienste etwas kompliziert. Mit einem Steuerberatungsbüro, das mit der PBV Erfahrungen hat, und mit auf die Branche zugeschnittenen Buchhaltungsprogrammen kannst du dir das Leben einfacher machen.
Von der PBV ausgenommen sind kleine Pflegedienste mit weniger als sieben Vollzeitkräften und einem Jahresumsatz von unter 250.000 EUR. Diese Betriebe müssen lediglich zum Jahresende eine Einnahme-Überschuss-Rechnung (EÜR) vorlegen. Vielleicht ist es eine gute Idee, klein anzufangen, um dich mit den gesetzlichen Vorgaben in der Pflegebranche vertraut zu machen, und dann schrittweise zu wachsen, wenn dein Pflegedienst gut angelaufen ist.
Lass deinen Businessplan von Expert*innen prüfen und verbessern. Damit erhöhst du deine Chancen auf eine erfolgreiche Finanzierung.
Wir haben bei Christoph Kahl nachgefragt: Christoph hat vor einigen Jahren einen Betreuungsdienst gegründet und weiß daher aus Erfahrung, was bei der Gründung zu bedenken ist.
Hier sind seine wichtigsten Tipps:
…zum Thema Finanzen:
„Behalte deine Liquidität fest im Blick“, lautet Christophs erster Tipp an alle, die einen Pflegedienst gründen wollen. Eine sorgfältige Liquiditätsplanung im Businessplan sei die beste Vorbereitung auf die Gründung.
Außerdem sei Factoring eine geeignete Möglichkeit, die Zahlungsfähigkeit zu sichern. Beim Factoring trittst du deine offenen Rechnungen gegen Gebühr an eine Bank ab, die dann ihrerseits das Geld von den Pflegekassen einfordert. „Das ist gar nicht so teuer, wie man denkt “, berichtet Christoph. Es käme allerdings darauf an, sich einen seriösen Finanzdienstleister zu suchen, der faire Konditionen biete und den eigenen Ruf nicht gefährde. Er selbst habe gute Erfahrungen mit der Bank für Gemeinwirtschaft gemacht, die gegen eine überschaubare Gebühr die offenen Rechnungen übernehme.
…zum Thema Wachstum:
„Klein anfangen und nicht zu schnell wachsen“, so lautet Christophers Rat zu diesem Thema. Viele Pflegedienste übernähmen sich mit dem Wachstum und brächten dadurch ihre Liquidität in Gefahr. Denn je größer das Team sei, desto höher werde auch die Summe, die für Gehälter vorgestreckt werden müsse. „Wachstum geht nur, wenn man genug Reserven hat, um es sich leisten zu können.“
…zum Thema Marketing
„Wir haben am Anfang viele Klinken geputzt“, erinnert sich Christoph. „Wir haben uns bei allen wichtigen Anlaufstellen in der Region vorgestellt, etwa bei Krankenhäusern, Ärzten und Pflegestützpunkten.“ Die Resonanz sei sehr gut gewesen „Im Grunde waren sie froh zu wissen, an wen sie ihre Patienten vermitteln konnten.“ Außerdem hätte er vor der Gründung ganz klassisch Handzettel verteilt.
…zum Thema Werte
Christoph ist überzeugt: Einen Pflegedienst sollte man nicht aus rein wirtschaftlichem Interesse eröffnen. „Das Besondere an so einem Unternehmen ist ja, dass man mit Menschen für Menschen arbeitet.“ Das sei eine enorme Verantwortung, der man sich unbedingt bewusst sein müsse. „Ich selbst war auf der Suche nach einer sinnvollen Tätigkeit. Als ich von der Möglichkeit erfuhr, einen Betreuungsdienst im Franchise zu gründen, war ich sofort überzeugt.“
Die Gründung eines Pflegedienstes ist eine anspruchsvolle Aufgabe, bietet aber aufgrund der stetig wachsenden Nachfrage hervorragende Chancen. Eine gute Idee ist es, erstmal klein anzufangen und dann nach und nach zu wachsen – auch wegen des Fachkräftemangels in der Pflegebranche. So kannst du dir eine sichere und erfüllende Existenz aufbauen.