Tattoostudio eröffnen
Alles was Gründer*innen wissen müssen

Designelement Bogen
11.08.2017

Tattoos sind schwer angesagt und ein Ende des Trends ist nicht abzusehen. Wenn du ein Tattoostudio eröffnen möchtest, hast du durchaus Aussichten auf eine profitable Existenzgründung – vorausgesetzt, du gehst gut vorbereitet an die Sache heran.  

Aber was brauchst du alles dafür? Wir haben mit einem Brancheninsider gesprochen und die wichtigsten Punkte zusammengefasst. 

Die Berufsbezeichnung Tätowierer*in ist nicht geschützt. Das bedeutet, dass im Grunde jeder ein Tattoostudio eröffnen kann. Man braucht dafür weder einen offiziellen Nachweis seines Könnens, noch ein Gesundheitszeugnis. Die Anmeldung eines Gewerbes reicht zunächst aus.

Als Erstes brauchst du einen Gewerbeschein

Dein erster Weg führt dich zum Gewerbeamt, wo du dein Tattoostudio anmeldest. Dazu möchte das Amt unter anderem wissen, wie dein Laden heißen soll und um was für eine Art von Gewerbe es sich handelt. Auch deine persönlichen Daten sind von Belang. 

In der Regel dauert es nur wenige Tage, bis du deinen Gewerbeschein in den Händen hältst. Allerdings informiert das Gewerbeamt alle weiteren zuständigen Stellen, und einige von denen werden noch zusätzliche Informationen von dir einfordern. So wird das Gesundheitsamt Fragen zur Einhaltung bestimmter Hygienestandards an dich haben und dir Auflagen für dein Studio erteilen. Das genaue Verfahren hängt vom Bundesland ab, in dem du dein Studio eröffnest. 

An das Finanzamt schickst du noch den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung, sobald du ihn online ausgefüllt hast. Dafür nutzt du das Steuerportal ELSTER. In dem Fragebogen geht es u. a. um die Rechtsform deines Tattoostudios und um die erwarteten Einnahmen und Gewinne. Sobald deine Angaben geprüft wurden, erhältst du eine Steuernummer. Die brauchst du, um ordnungsgemäße Rechnungen ausstellen zu können.

Das sollte dein Tattoostudio bieten

Natürlich ist es mit dem Papierkram nicht getan. Als Betreiber*in eines Tattoostudios hast du eine große Verantwortung für die Gesundheit deiner Kund*innen – schließlich geht die Arbeit von Tätowierer*innen buchstäblich unter die Haut. Deshalb solltest du stets darauf bedacht sein, mit deiner Arbeit höchste Qualitäts- und Hygienestandards zu erfüllen. 

Das fängt schon bei der Einrichtung deines Tattoostudios an: Alle Oberflächen im Behandlungsraum sollten sich leicht abwischen lassen. Glatte Fußböden und Wände sind ein Muss, raue Holzdielen oder gar Teppiche gehen gar nicht. Achte darauf, dass der Empfangsbereich vom Behandlungsbereich abgetrennt ist, mindestens durch eine Sichtschutzwand. Außerdem brauchst du eine Liege oder einen Stuhl für deine Kund*innen und einen Hocker für dich selbst, der dir rückenfreundliches Arbeiten erlaubt. Und natürlich eine Tätowiermaschine. Lass dich am besten von erfahrenen Kolleg*innen beraten, bevor du irgendeine Maschine im Internet bestellst. Sie ist dein wichtigstes Werkzeug und sollte perfekt auf deine Bedürfnisse zugeschnitten sein.

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Material: Töpfe, Farben, Nadeln

Höchste Vorsicht ist bei deinen Instrumenten geboten: Keime und Verunreinigungen können beim Tätowieren in den Blutkreislauf gelangen und zu Entzündungen, Narben und schweren Komplikationen führen. Das darf nicht passieren! Deshalb brauchst du, wenn du ein Tattoostudio eröffnen willst, nicht nur eine gute Tätowiermaschine, sondern auch sterile Nadeln und Behälter für die Farben, Handschuhe, Einmaltücher und vieles mehr. Ein Sterilisiergerät ist eine gute Wahl. Noch sicherer ist es, wenn du zu 100 % auf Einmal-Material setzt. 

Das Material kannst du im Internet bestellen. Lass dich auch hier vor dem Kauf beraten und spare nicht am falschen Ende! Das gilt ganz besonders für die Qualität der Farben. Einige Tätowierfarben enthalten Allergien auslösende oder gar krebserregende Inhaltsstoffe. Verwende nur solche Farben, die der Tätowiermittel-Verordnung entsprechen und achte auf anerkannte Prüfsiegel.

Brauchst du eine Genehmigung vom Gesundheitsamt?

Nein, eine Genehmigung brauchst du nicht, um ein Tattoostudio zu eröffnen. Aber das Gesundheitsamt wird kurz nach deiner Gründung deinen Laden inspizieren und prüfen, ob du die Hygienestandards einhältst. Die angemeldeten Kontrollen werden in regelmäßigen Abständen wiederholt, um sicherzustellen, dass in allen Tattoostudios die Grundregeln der Hygiene eingehalten werden. Im Zweifel kann das zuständige Amt deinen Laden dichtmachen. Schon deshalb lohnt es sich, auf die oben genannten Punkte bei der Einrichtung und Ausstattung deines Tattoostudios Wert zu legen.

Ein Tattoostudio eröffnen: Kein Ausbildungsnachweis erforderlich

Es gibt bislang keine staatlich anerkannte Tätowierer*innen-Ausbildung in Deutschland. Trotzdem ist es unerlässlich, das Handwerk zu beherrschen, wenn man sein eigenes Tattoostudio eröffnen möchte. Die meisten Gründer*innen haben mehrere Jahre Berufserfahrung bei etablierten Tätowierer*innen gesammelt, bevor sie sich selbständig gemacht haben. Wenn du noch keine Erfahrung mit dem Tätowieren hast, solltest du dir dringend anerkannte Mentor*innen in der Branche suchen, die dir das nötige Know-how vermitteln. Dafür erstellst du am besten ein Portfolio, also eine Mappe mit verschiedenen Zeichnungen und Entwürfen, mit der du deine Kreativität und dein künstlerisches Können unter Beweis stellst. 

Auch Patrick, einer der Gründer vom Ravenite Tattoo Club in Hamburg, hat jahrelang bei einem erfahrenen Kollegen gelernt, bevor er sich selbständig gemacht hat. In dieser Zeit hat er nicht nur sein Können immer weiter verfeinert, sondern sich auch einen festen Kundenstamm aufgebaut, der ihn in seine Selbständigkeit begleitete. „So konnte ich sofort loslegen, ohne echte Durststrecke am Anfang.“ Diesen Vorteil hat natürlich nicht jeder Gründer. Wenn du noch keine oder nur wenige Stammkunden hast, brauchst du dringend ein Finanzpolster, um die Anlaufphase zu überbrücken. 

Kritisch sieht Patrick die jüngste Entwicklung: Er beobachtet, dass immer mehr Menschen die mangelnde Regulierung der Branche nutzen, um sich als Tätowierer*in selbständig zu machen, ohne eine wirklich fundierte Ausbildung genossen zu haben. „Viele Leute, die gerne zeichnen und sich ein Leben als cooler Tattoo-Star vorstellen, springen auf diesen Zug auf. Aber leider wissen nicht alle, was sie da tun.“ Die Folge sind unprofessionelle oder sogar schlecht heilende Tattoos. Das kann vielleicht eine Weile gut gehen. „Auf Dauer wird man sich damit aber nicht halten können“ ist Patrick überzeugt. 

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Inhaber vom Tattoostudio Ravenite Club bei der Arbeit

Mitgründer Patrick schaut bei seinem Handwerk genau hin.

Kritisch sieht Patrick die jüngste Entwicklung: Er beobachtet, dass immer mehr Menschen die mangelnde Regulierung der Branche nutzen, um sich als Tätowierer selbständig zu machen, ohne eine wirklich fundierte Ausbildung genossen zu haben. „Viele Leute, die gerne zeichnen und sich ein Leben als cooler Tattoo-Star vorstellen, springen auf diesen Zug auf. Aber leider wissen nicht alle, was sie da tun.“ Die Folge sind unprofessionelle oder sogar schlecht heilende Tattoos. Das kann vielleicht eine Weile gut gehen. „Auf Dauer wird man sich damit aber nicht halten können“ ist Patrick überzeugt.

Welche fachlichen Voraussetzungen musst du erfüllen?

Ein ruhiges Händchen und zeichnerisches Geschick sind das eine, fast noch wichtiger aber sind das Wissen um Hygiene und die richtige Wundpflege. Schließlich bringt das schönste Tattoo seinem Träger nichts, wenn es nicht einwandfrei verheilt. Mehrere Anbieter*innen führen Fortbildungen zu diesen Themen durch. Informiere dich im Internet über Ansprechpartner*innen und Termine. Auch die Gesundheitsämter bestehen in der Regel darauf, dass man die Teilnahme an mindestens einem dieser Kurse nachweisen kann.

Welche Soft Skills brauchst du als Inhaber*in eines Tattoostudios?

Talent und ein gutes Auge für Proportionen sind elementare Voraussetzungen, wenn du als Tätowierer*in Erfolg haben willst. Nicht weniger wichtig sind Einfühlungsvermögen und das, was Patrick als guten Charakter bezeichnet. „Eine unserer zentralen Aufgaben ist die Beratung. Wir müssen im Gespräch herausfinden, wie unsere Kund*innen ticken und wie wir sie mit unserer Arbeit glücklich machen können – und das letztlich für den Rest ihres Lebens.“ 

Eine stabile Persönlichkeit und Rückgrat sind für ihn daher unerlässlich. „Ich muss auch mal in der Lage sein, jemanden von einem Vorhaben abzubringen, wenn ich glaube, dass es nicht das Richtige ist.“ Viele kämen zum Beispiel mit Fotos von frisch gestochenen Tattoos, die sie im Internet entdeckt haben. Denen müsse er dann oft erklären, dass ein solches Tattoo hochwahrscheinlich in fünf Jahren seine Form und sein tolles Aussehen verliert. Lieber lehnt er einen lukrativen Auftrag ab, als wider besseres Wissens ein ungeeignetes Tattoo zu stechen – auch wenn ihm dadurch erstmal Geld durch die Lappen geht.  „Langfristig ist das auch in meinem Interesse. Schließlich habe ich eine große Verantwortung und lebe von meinem guten Ruf. Unzufriedene Kund*innen kann ich mir nicht leisten.“ 

Brauchst du einen Businessplan?

Ist ein Businessplan in einer Branche, die noch immer als unangepasst und unkonventionell gilt, nicht völlig fehl am Platz? Ganz und gar nicht. Die Einrichtung eines Tattoostudios kostet gut und gerne 30.000 bis 40.000 Euro, je nach Größe noch weit mehr. Wenn du dafür einen Kredit brauchst, kommst du ohnehin nicht darum herum, einen Businessplan zu schreiben. Aber auch wenn du auf Ersparnisse zurückgreifen kannst, können wir dir nur zu diesem Schritt raten. Denn ein Businessplan verschafft dir Klarheit: 

  • Wie viele Kund*innen brauchst du, um deine Kosten zu decken? 
  • Ab wann läuft der Laden rentabel? 
  • Welcher Standort ist geeignet? 
  • Wie viel Startkapital brauchst du? 
  • Wie stellst du sicher, dass du zu jedem Zeitpunkt die Miete zahlen kannst? 

Fragen wie diese können über die Zukunft deines Studios entscheiden. Deshalb solltest du dich im Vorfeld gründlich damit auseinandergesetzt haben. Natürlich ist es Arbeit, alle erforderlichen Informationen zusammenzutragen und die zentralen Kennzahlen durchzurechnen. Aber es lohnt sich! 

Das kann auch Patrick bestätigen. Er kann nur davor warnen, sich unvorbereitet in das Abenteuer Selbständigkeit zu stürzen. „Zu den Kosten für die Ausstattung des Ladens und die Hygienemaßnahmen kommen ja noch die laufenden Kosten, die man erstmal einspielen muss.“ Wer da keinen Plan in der Tasche habe, der sei verloren. 

Inzwischen sind ihm die Kennzahlen seines Geschäfts in Fleisch und Blut übergegangen. Patrick weiß genau, wie viele Tattoofans er jeden Monat unter die Nadel bekommen muss: Wenn er kein Minus machen will, muss er mindestens 3500 Euro im Monat erwirtschaften. Bei einem Stundensatz von 100 bis 150 Euro sind das knapp 30 Stunden im Monat – dann hat er aber noch nichts verdient. Um von seinem Beruf leben zu können, sollten es daher selbst in schlechten Monaten eher um die 50 Stunden im Monat sein. 

Schnell verdientes Geld ist das nicht: „Zum eigentlichen Tätowieren kommt ja noch eine Menge Arbeit hinzu“ stellt Patrick klar. Wenn er gerade keine neuen Motive sticht, ist er mit dem Entwerfen von Vorlagen, mit Beratung, Fortbildungen, dem Pflegen sozialer Netzwerke (den Ravenite Tattoo Club findest du bei Facebook) und mit der Buchhaltung beschäftigt – Arbeitszeit, die er seinen Kund*innen nicht direkt in Rechnung stellen kann. 

Patrick ist deshalb froh, dass seine Stammkundschaft dank seiner hervorragenden Arbeit groß genug ist und er sich keine Sorgen um die Zukunft machen muss. Ein Selbstläufer ist das in seiner Branche allerdings nicht. Aber wenn du die Kunst des Tätowierens von der Pike auf gelernt hast, dich in Sachen Hygiene und Wundpflege regelmäßig weiterbildest und deine Gründung sorgfältig planst, dann schaffst du das auch! 

Der Ravenite Tattoo Club ist bei Facebook: https://de-de.facebook.com/Ravenitetattooclub/  

Im echten Leben findest du ihn in der: 

Schumacherstraße 56 
22767 Hamburg 
Tel. 040 25493289 

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Fazit

Die Eröffnung eines Tattoostudios ist angesichts des anhaltenden Tattoo-Trends eine vielversprechende Geschäftsidee. Obwohl die Berufsbezeichnung Tätowierer*in nicht geschützt ist und formal keine Ausbildung erforderlich ist, ist eine gründliche Vorbereitung entscheidend. Dies beinhaltet die Gewerbeanmeldung, die Einhaltung von Hygienestandards und die Anschaffung qualitativ hochwertiger Ausrüstung.

Erfahrung im Tätowieren und Soft Skills wie Einfühlungsvermögen sind ebenso wichtig für den Erfolg. Ein detaillierter Businessplan hilft dabei, wichtige Aspekte wie Finanzierung, Standort und Rentabilität zu klären. Mit der richtigen Vorbereitung und einem klaren Plan können Gründer*innen erfolgreich ein Tattoostudio eröffnen und betreiben.

Ich bin bereit, ein neues Projekt mit SmartBusinessPlan zu starten.

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bhp