Hast du dich auch schon mit der Frage gequält, ob du überhaupt für die Selbständigkeit geeignet bist? Hast du vielleicht sogar schon einen Persönlichkeitstest für Gründer*innen gemacht, mit dem ernüchternden Ergebnis: Du bist gar kein Unternehmertyp?
Viele Ratgeber zum Thema Existenzgründung vermitteln den Eindruck: Wer Unternehmer*in werden will, sollte eine Art Superheld mit BWL-Diplom sein. Die Liste der Eigenschaften, die Gründer*innen mitbringen sollten, ist lang. Sie reicht von durchsetzungsstark bis diszipliniert, von stressresistent bis risikobereit, von bodenständig bis visionär. Darüber hinaus sollten Gründer*innen über kaufmännisches Know-how und Führungserfahrung verfügen und bereit sein, mindestens 60 Stunden pro Woche zu arbeiten.
Das Problem ist, dass dieser Mythos durch seine ständige Wiederholung ein überzogenes Ideal in unseren Köpfen zementiert, das viele angehende Selbstständige verunsichert, wo doch Zuspruch und Ermutigung viel angebrachter wären!
Statt uns selbst infrage zu stellen, sollten wir lieber unser Bild von Unternehmer*innen gerade rücken. Jede Firma ist anders und in jeder Situation braucht es andere Tugenden und Fähigkeiten, um zum Erfolg zu gelangen.
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Svenja Hofert, die renommierte Karriereberaterin und Bestsellerautorin, kommt in ihrem vielgelesenen Karriereblog zu dem Schluss „dass jeder, der es wirklich will, auch schaffen wird – wenn er seine individuelle Form findet, außerdem genügend Erfahrung, eine vernünftige Grundidee und ausreichend Zeit einbringen kann.“
Auch Prof. Dr. Stephanie Birkner, die an der Universität Oldenburg über Gründungen und Gründerpersönlichkeiten forscht, glaubt nicht daran, dass einige von uns zu Unternehmer*innen geboren werden und andere nicht. In unserem Interview zum Thema Unternehmertests bringt sie es auf den Punkt: „Jeder von uns ist ein geborener Unternehmer. Sonst kämen wir morgens nicht mal vom Bett bis zur Müslischale.“ Schließlich bedeute unternehmerisches Denken und Handeln nichts anderes, als eine Idee zu entwickeln und umzusetzen – etwas, was wir alle tagtäglich machen.
Ihrer Erfahrung nach zeichnen sich ideale Unternehmer*innen daher auch nicht durch seinen Charakter aus, sondern dadurch, dass sie für sich und die Idee stehen: „Nur wer sich mit dem, was er macht, identifiziert, wird es gut machen. Und dann wird er auch Erfolg haben“ ist Stephanie Birkner überzeugt.
Das bedeutet nicht, dass deine Persönlichkeit für den Gründungsprozess unerheblich ist. Im Gegenteil, erst durch sie wird dein Unternehmen einzigartig, wie Stephanie Birkner erläutert: „Im Zentrum jeder Geschäftsidee steht das Wertversprechen, das wir unseren Kund*innen geben. Und dieses Wertversprechen ist untrennbar mit der Person der Gründer*innen verbunden.“
Diese Erkenntnis ist der Grund dafür, dass heute jeder gute Businessplan neben einem Liquiditäts-, Kosten- und Marketingplan immer auch ein Kapitel enthält, das sich ausschließlich um die Person der Gründer*innen dreht.
Du solltest dieses Kapitel dazu nutzen, um deine innere Motivation darzulegen. Wenn du erklären kannst, warum ausgerechnet du der oder die Richtige für dieses Vorhaben bist, sammelst du Pluspunkte bei deinen Geldgebern. Beschreibe in deinem Businessplan klar und verständlich, warum du dein Gründungsvorhaben umsetzen willst und warum du es kannst.
Eine geniale Geschäftsidee ist das eine. Aber deine Investor*innen werden nur in die Finanzierung einsteigen, wenn sie überzeugt sind, dass genau du diese Idee auch umzusetzen kannst. Glaubwürdigkeit ist dabei wichtiger als Perfektion. Es ist kein Manko, im Businessplan auf das hinzuweisen, was du (noch) nicht kannst – solange du eine Lösung parat hast, wie du dieses Defizit ausgleichen wirst.
Wenn es die typischen Eigenschaften nicht gibt, die Gründer*innen zu Ruhm und Ehre führen – worauf kommt es dann an, wenn man in der Selbständigkeit Erfolg haben will? Die Lösung ist einfach und kompliziert zugleich: Es kommt darauf an, das Gründungsvorhaben zu finden, das zu dir passt!
Dazu musst du erstmal herausfinden, was du wirklich willst und was du gut kannst. Folgende Fragen können dir dabei helfen:
Wenn du Lust hast, kannst du auch einige der Tests für Gründer*innen machen, die sich im Internet finden. Auch wenn sie häufig auf dem oben skizzierten Unternehmer*innen-Klischee basieren und deshalb mit Vorsicht zu genießen sind, können sie dir durchaus eine Orientierung bieten.
Ein guter Tipp ist es, die Tests auch von anderen Menschen machen zu lassen, die dir nahestehen, weil deren Sicht viel über deine Person verrät. Denk aber immer daran: Die Ergebnisse werden niemals deine Persönlichkeit in all ihren Facetten erfassen. Sie können dir nur als Anregung dienen, dir deine persönlichen Stärken und Vorlieben bewusst zu machen und herauszufinden, was du mit deiner Gründung erreichen möchtest.
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Warum sich Menschen zu einer Existenzgründung entscheiden, ist sehr unterschiedlich. Den meisten Gründer*innen, mit denen wir sprechen, geht es gar nicht ums große Geld (auch wenn das durchaus ein legitimes Motiv wäre). Viele treibt der Wunsch, die Welt ein bisschen besser zu machen. Einige streben nach Unabhängigkeit, andere freuen sich darauf, gemeinsam mit anderen etwas zu bewegen. Einige gründen aus der Not heraus, andere, weil sie eine tolle Geschäftsidee haben, die sie umsetzen wollen.
Was auch immer deine Motivation ist, sie muss stark genug sein, um dich über längere Zeit zu tragen. Wenn du wirklich hinter deiner Idee stehst, wird dir zwar nicht alles in den Schoß, aber vieles leichter fallen: Du wirst Partner*innen und Kund*innen überzeugen können, auch wenn du eher von der zurückhaltenden Sorte bist; du wirst selbst längere Durststrecken durchstehen können, auch wenn Ausdauer eigentlich nicht zu deinen Stärken zählt; und du wirst Rückschläge leichter wegstecken, auch wenn du vor Selbstbewusstsein nicht gerade strotzt.
Jetzt ist leider die Zeit für einen kleinen Wermutstropfen. Es wäre falsch zu behaupten, dass du alles schaffst, wenn du nur willst. Auch hochmotivierte Gründer*innen können scheitern. Als Unternehmer*in hast du nun mal nicht alles in der Hand. Wenn plötzlich wichtige Kund*innen wegbrechen, wenn du auf deinen Rechnungen sitzenbleibst oder sich ein Krankheitsfall ereignet, dann hilft oft nur noch ein Wunder.
Darauf zu warten, wäre allerdings der einzige wirklich unverzeihliche Fehler, den du machen kannst! Es ist nicht schlimm, zu scheitern. Schlimm wäre nur, daraus nicht zu lernen und stur so weiterzumachen, wie bisher. Wenn es eine Eigenschaft gibt, die du als Unternehmer*in dringend brauchst, dann ist es Mut. Und damit meine ich auch den Mut, Fehler einzugestehen und Dinge zu ändern, die nicht funktionieren – bevor es zu spät ist.
Das setzt die Bereitschaft zur Veränderung voraus – und zwar bezogen auf das eigene Unternehmen (das nennt man dann Organisationsentwicklung), und bezogen auf die eigene Person. Die Gründung eines Unternehmens ist immer auch ein gewaltiger Lern- und Entwicklungsprozess für die Gründer*innen. Wer dazu bereit ist, wird angesichts neuer Herausforderungen nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern daran wachsen, er wird sich stets neue Ziele suchen und auch Anstrengungen in Kauf nehmen.
Wenn Gründer*innen in Schwierigkeiten geraten, liegt das häufig daran, dass sie sich nicht im Klaren sind, welche Rollen sie als Unternehmer*in auszufüllen haben. Wir greifen in der Beratung dann gerne auf die Typologie des US-amerikanischen Unternehmensberaters Michael E. Gerber zurück. Sie ist immer noch unübertroffen, wenn es darum geht, die Anforderungen zu beschreiben, die – in Abstufungen – an jeden Unternehmer gestellt werden, von Kleinunternehmer*innen bis zu Konzernleiter*innen.
Nach Gerber hat jeder Unternehmer diese drei Rollen:
Ideale Unternehmer*innen sind zu gleichen Teilen Visionär*in, Manager*in und Fachmensch. Sie entwickelen innovative Ideen, die sie mit fachlichen Know-how grandios in die Praxis umsetzen, ohne dabei die betriebswirtschaftliche Basis der Firma aus dem Blick zu verlieren. In größeren Unternehmen werden diese Rollen meist auf mehrere Menschen verteilt. Kleinunternehmer*innen müssen versuchen, alle drei Rollen in sich zu vereinen, und dürfen keine davon ignorieren.
Bevor du jetzt denkst: Hilfe, schon wieder ein Ideal, dem ich nicht entspreche – keine Sorge. Es geht nicht darum, alle drei Rollen perfekt auszufüllen. Das ist fast unmöglich. Es geht darum, eine gute Balance zu finden und keine der Rollen aus dem Blick zu verlieren.
Nehmen wir mal an, du bist ein*e unübertroffener Expert*in auf deinem Gebiet – aber du vermasselst es andauernd, Rechnungen zu stellen und Aufträge rechtzeitig abzuschließen. Dann ist offenbar der/die Manager*in in dir verstummt, und sofern du daran nichts änderst, wirst du dich wohl nicht lange am Markt halten. Umgekehrt bringt es dir wenig, wenn du alle Abläufe betriebswirtschaftlich perfektioniert hast, du aber wichtige Entwicklungen verschläfst, weil du deine Rolle als Visionär*in vernachlässigst.
Wir haben übrigens für die Firmenhilfe Hamburg einen Test entwickelt, mit dem du mit wenigen Klicks herausfinden kannst, wie die Rollen bei dir verteilt sind.
Manchmal hilft es schon, sich der eigenen Schwachstellen bewusst zu werden, um sie zu beseitigen. Manchmal ist eine Fortbildung, ein Coaching oder auch ein digitales Tool die Lösung. Du kannst einzelne Aufgaben delegieren oder dir jemanden ins Team holen, der eine der drei Rollen übernimmt.
Wenn du dich rechtzeitig mit den Rollen eines Unternehmers auseinandersetzt und versuchst, dich selbst oder dein Team zu einem guten Ausgleich zu bringen, kannst du verhindern, dass einer der drei Bereiche dauerhaft brach liegt und dir später um die Ohren fliegt.
Das Gerede von geborenen Unternehmer*innen mit Superheldenqualität ist Unsinn. Es gibt keine Charaktereigenschaften, die alle erfolgreichen Unternehmer*innen auszeichnen. Es gibt nur Rollen, die sie ausfüllen müssen. Und das kann jeder lernen.
Mach dich frei davon, einem veralteten und unrealistischen Ideal hinterher zu jagen. Nutze lieber die Chance, die dir deine Selbständigkeit bietet: genau das zu tun, was dir entspricht. Damit schaffst du nicht nur die Basis für wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch für ein zufriedenes Leben.
Wenn es dir gelingt, Visionär*in, Fachmensch und Manager*in gleichermaßen zur Geltung zu bringen und du den Mut hast, Fehler einzugestehen und daraus zu lernen, dann hast du schon sehr viel richtig gemacht. Einem erfüllten Dasein als Unternehmer*in steht dann nicht mehr viel im Wege – ganz egal, wer und wie du bist!