Das passende Geschäftskonto wählen: Traditionelle Banken vs. Digitalbanken

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Selbstständige haben viele Aufgaben. Eine davon ist die Buchhaltung. Eine kaufmännische Geschäftsführung, die sich ausschließlich um dieses Thema kümmert, können sich nur wenige Unternehmen leisten. Wenn überhaupt wird eine Halbtagskraft mit der Belegvorbereitung für das Steuerberatungsbüro betraut. Dort wiederum konzentriert man sich dann vor allem darauf, die Belege – wie es vorgeschrieben ist – aufzubereiten und zu verbuchen. Für die Beratung bleibt wenig Zeit. Und das ist schon der erste Fehler: sich nicht die Zeit zu nehmen für eine der wichtigsten Aufgaben in einem Unternehmen.

Zugegeben, gerade als Neuling ist man genug beschäftigt. Mit der Akquise, dem Tagesgeschäft – und in den Abendstunden und am Wochenende wird dann eben die Abrechnung erledigt. Für einen Termin bei der Bank, selbst für einen Anruf fehlt dann die Zeit. Erst wenn der Leidensdruck zu groß ist, nimmt man sich diese.

Und hat man es endlich geschafft, einen Banktermin zu vereinbaren, muss dieser mühevoll vorbereitet werden und die Bürokratie wird zum Stressfaktor. So schleppt man sich dann mit einem Ordner voll Akten und Papier zu seiner Bank.

Mal ehrlich: Ist das heute noch zeitgemäß? Viele Gründer*innen und Selbstständige sehen in Digitalbanken eine gute Alternative. Dort können sie bequem die Unterlagen scannen und hochladen und ihre Anliegen klären – zu jeder Tageszeit, von jedem Ort. Gute Gründe, sich diese Möglichkeit genauer anzusehen, bevor du dich an eine Bank bindest.

Welches Geschäftskonto ist das Richtige für mich?

Viele Gründer*innen eröffnen ihr Geschäftskonto direkt in der nächsten Filiale der eigenen Hausbank. Nicht selten ist das die Bank, bei der sie schon als Kind ihr erstes Sparbuch hatten – es ist vertraut, die Nutzung Routine. Welche Konditionen und Features angeboten werden, ist dabei nebensächlich.

Auf den ersten Blick bieten tatsächlich viele Banken Geschäftskonten an, die sich in ihren Grundfunktionen nicht unterscheiden: Man kann Geld empfangen und senden. Die Unterschiede zeigen sich erst bei genauerer Betrachtung.

Der erste Schritt auf dem Weg zum passenden Geschäftskonto ist schon die Wahl der passenden Bank. Dieser Punkt wird häufig vernachlässigt. Bevor du dich für eine Bank entscheidest, solltest du dir diese Fragen stellen:

  • Lege ich Wert auf Vor-Ort-Service?
  • Lege ich Wert auf einen schnellen Service?
  • Lege ich Wert auf übersichtliches Onlinebanking?
  • Lege ich Wert auf nützliche Zusatzfunktionen und die Integrationen von Drittdiensten?

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Welche Unterschiede gibt es zwischen traditionellen Banken und Digitalbanken?

Die wichtigsten Unterschiede sind zum einen das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Vor-Ort-Filialen und zum anderen der Fokus der Digitalbanken auf Onlinebanking, Funktionen und Integrationen von Drittdiensten.

Wenn du Wert darauf legst, persönlich vor Ort beraten zu werden, fällt die Auswahl recht leicht, da nur traditionelle Banken Filialen betreiben. Solltest du die erste Frage aber mit „Nein“ beantwortet haben, wird die Auswahl schon etwas schwieriger.

Traditionelle Bank oder Online-Bank – was passt besser zu mir?

Traditionelle Banken stehen dir vor Ort mit ihren Fachleuten zur Verfügung. Sie blicken meist auf eine lange Firmengeschichte zurück und vermitteln Stabilität und Sicherheit. Allerdings neigen sie dazu, etwas schwerfällig zu sein: Wer bei ihnen ein Konto eröffnen will, muss Zeit mitbringen. Und Onlinebanking wird zwar inzwischen von jeder Bank angeboten, beschränkt sich aber häufig auf die Grundfunktionen.

Einen Gegenpol dazu bilden rein digitale Banken, die komplett auf ein Filialnetz verzichten wie Fidor und Penta. Hier stehen das Onlinebanking, Funktionsfülle und Integrationen im Vordergrund. Wer etwa eine direkte Anbindung des Bankkontos an eine Bilanzsoftware benötigt oder mehrere Benutzer verwaltet, findet hier häufig eine passende Lösung.

Die Kontoeröffnung erfolgt bei Direktbanken in der Regel zeitnah und ohne Termin. Ein echter Pluspunkt, denn kaum etwas nervt mehr als lange Wartezeiten, besonders wenn man mit dem Geschäftsbetrieb starten möchte. Ohne ein Geschäftskonto geht es aber oftmals nicht voran.

Hinzu kommt, dass einige Banken Unternehmen in Gründung gar nicht erst die Möglichkeit anbieten, ein Geschäftskonto zu eröffnen. Erst muss das Unternehmen offiziell gegründet sein. Ärgerlich, besonders wenn es die Wunschbank ist.

Es können auch nicht alle Unternehmensformen ein Geschäftskonto bei jeder Bank eröffnen. Juristischen Personen, also Kapitalgesellschaften, wird das bei einigen traditionellen Banken erschwert.

Front eines Bankgebäudes

Außen hui, innen oftmals zu träge, um bei den technischen Neuerungen mitzuhalten: Traditionelle Geschäftsbank.

Bei diesen Problemen setzen die Online- und Direktbanken an. Eine Registrierung und Freischaltung des Kontos ohne Termin und innerhalb von wenigen Tagen ist keine Seltenheit. Wer sich für Twitter-Überweisungen, Social Trading oder auch den Handel mit virtuellen Währungen interessiert, stößt hier nicht auf Kopfschütteln, sondern auf benutzerfreundliche Digitallösungen.

Außerdem haben sich in jüngerer Zeit viele Digitalbanken gegründet, die sich auf besondere Zielgruppen spezialisiert haben. So gibt es Banken, die freiberuflich Selbstständigen Konditionen bieten, die sie so bei keiner traditionellen Bank finden: Ein Geschäftskonto etwa, bei dem automatisch Steuern und Sozialabgaben berechnet oder Rücklagen für die Steuer gebildet werden können.

Andere Digitalbanken bieten gezielt Lösungen für Unternehmensgründungen an und sind auf alle Rechtsformen, von der UG bis zur KG, eingerichtet.

Digitalbanken zeichnen sich also in hohem Maße durch flexible und individuelle Angebote aus. Anstatt auf „Einheitsgrößen“ zu setzen, die allen passen, bieten sie maßgeschneiderte Pakete für jeden Bedarf. Sie legen Wert darauf, durch immer neue Entwicklungen den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, und nutzen dafür gezielt das Feedback ihrer Kunden.

Neben einer schnellen Kontoeröffnung und geringen Gebühren ist ein wichtiger Vorteil vieler Digitalbanken, dass sie ihren Kunden über das reine Onlinebanking hinaus verschiedene digitale Werkzeuge zur Verfügung stellen. So ist es zum Beispiel bei Penta möglich, dass eigene Geschäftskonto über API-Schnittstellen direkt mit einer Buchhaltungssoftware zu verknüpfen.

Offene API-Schnittstellen machen es den Kontobesitzer*innen möglich, neue FinTech-Lösungen für Unternehmen am Markt auszuprobieren und zu wechseln (z.B. Lexoffice, Currency Cloud, etc.)

Welche Optionen gibt es speziell für Freiberufler?

Viele Banken bieten Freiberuflern nicht die Möglichkeit an Geschäftskonten zu eröffnen. Daher ist die Auswahl für diese Berufsgruppe auch recht spärlich. Aktuell bieten beispielsweise Hufsy, Kontist und Holvi aktuell Konten für freiberuflich Selbstständige an. Besonders Kontist hat mit der automatischen Berechnung der Steuern und Sozialabgaben ein starkes Feature im Angebot.

Zusammenfassung

Sobald du dich von dem Gedanken, dass eine Bank eine Filiale vor Ort haben muss, verabschiedet hast, eröffnet sich dir eine ganz neue Welt. Funktionalität, Geschwindigkeit und Kostenersparnis sind die Trümpfe vieler digitaler Banken. Keine Warteschlangen, keine Terminvereinbarung, dafür neue nützliche Funktionen, die das Geschäftsleben einfacher machen.

Zwar bietet dir auch die Bank um die Ecke heutzutage Onlineservices an, jedoch haben diese häufig zum Ziel, einen Termin in der Filiale zu vereinbaren, statt mit einem Upload-Feld die Unterlagen anzufordern.

Preislich sind digitale Angebote mit vielen Inklusivleistungen, wie z.B. einer Kreditkarte, Teambanking oder einer fixen Anzahl an Buchungen, oft günstiger als die traditionellen Banken. Ein Preisvergleich, am besten auf Quartalsebene, lohnt sich in jedem Fall. Natürlich gibt es (noch) Bereiche, bei denen digitale Angebote an ihre Grenzen stoßen, jedoch entwickelt sich die Branche rasant.

Jedes Unternehmen, ob groß oder klein, sollte überdies nicht auf die „eine” Bank setzen, sondern den passenden Mix aus den verschiedenen Konzepten wählen: Für das Tagesgeschäft eignet sich vielleicht eine Onlinebank, die es dir ermöglicht, deine täglichen Überweisungen bequem mit dem Smartphone zu erledigen. Dagegen kann es Sinn ergeben, für die langfristige Finanzierung deines Unternehmens eine traditionelle Bank zu wählen.

Der Text stammt von Luka Ivicevic

Diesen Beitrag hat Luka Ivicevic geschrieben, er ist Co-Founder des FinTech Penta. Luca brennt für neues Banking für Startups und Kleinunternehmen und entwickelt mit Penta ein solches Angebot.

Porträt Luka Ivicevic
Über den Autor
Gastautor bei SBP

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bhp