Franchise-Unternehmen gründen – wann lohnt sich das?

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Vielen Gründern ist ein eigener Laden nicht genug. Sie träumen davon, mit ihrer Geschäftsidee das ganze Land zu erobern. Franchising heißt das Zauberwort. Wir haben mit Tim Koch, einem der beiden Gründer der Imbiss-Kette Bobby & Fritz, über seine Erfahrungen gesprochen. Und erstaunliche Erkenntnisse aus der Franchise-Welt gewonnen.

SmartBusinessPlan: Tim, du hast mit deinem Partner Alexandros Soukas das Gastronomie-System Bobby & Fritz aufgezogen und damit ein bewährtes Prinzip – Franchising – auf ein neues Segment – Imbissbuden – übertragen. Dabei seid ihr einen ungewöhnlichen Weg gegangen: Anstatt erstmal einen einzelnen Currywurststand zu eröffnen, habt ihr von vornherein darauf gesetzt, euer eigenes Franchise-Unternehmen zu gründen. Wie kam’s?

Tim Koch: Erstens wollten wir Zeit sparen. Wir hatten einfach nicht die Geduld, uns erst mit nur einem Laden selbstständig zu machen, wir wollten unsere Existenzgründung gleich mit einem Franchiseunternehmen starten. Zweitens konnten wir uns auf die Weise direkt auf das große Ganze konzentrieren und darauf, alle Prozesse zu systematisieren. Das war natürlich auch deshalb möglich, weil unsere Geschäftsidee – Currywurst und Pommes vom Feinsten – nicht erst eingeführt und erprobt werden musste. Und weil wir selbst schon Erfahrung mit Existenzgründungen in der Branche hatten.

SmartBusinessPlan: Was würdet ihr anderen Gründern raten, die ein Franchise-Unternehmen gründen wollen: lieber mit oder ohne Flagship-Store in die Selbstständigkeit starten?

Tim Koch: Beides geht und beides hat Vor- und Nachteile. Das muss jeder selbst prüfen. Wenn du mit nur einem Laden beginnst, kannst du mit relativ geringem Risiko testen, ob das Konzept überhaupt funktioniert und vor allem, wie es funktioniert. Du kannst ohne viel Aufwand immer wieder Dinge verändern, bis alles passt. Und du kannst dabei auch deine Stärken kennenlernen und wichtige Erfahrungen sammeln. Wenn du ohne diesen „Umweg“ ein Franchisesystem entwickelst, hast du wiederum den Vorteil, dass du dich von Anfang an auf die Vereinheitlichung der Prozesse konzentrieren kannst. Dann brauchst du allerdings auch mehr Eigenkapital.

SmartBusinessPlan: Ist denn Franchise für jedes Konzept geeignet?

Tim Koch: Nein, auf keinen Fall. Es gibt verschiedene Punkte, die gegen ein Franchisesystem sprechen: Wenn das Konzept sehr stark von den Menschen abhängt, würde es als Franchise-System vermutlich nicht funktionieren. Restaurants von Promis, wie das „Barefood Deli“ in Hamburg von Til Schweiger, sind Beispiele dafür. Auch wenn ich häufig etwas verändere, ist Franchising eher ungeeignet, denn es braucht sehr viel Zeit, bis Veränderungen bei allen Franchisenehmern angekommen sind. Ganz allgemein gilt: Lernen durch Erfahrung geht bei Franchise nicht, da muss jede Lösung sitzen.

SmartBusinessPlan: Angenommen, ich habe meine Geschäftsidee geprüft und mich für ein Franchise-System entschieden – was sind die ersten Schritte?

Tim Koch: Zunächst einmal solltest du genau beobachten, was die Konkurrenz macht. Wo sind deren Läden, wie groß sind sie, wie sieht das Sortiment aus, wie ist die Preisgestaltung? Dabei geht es nicht ums Kopieren. Wichtig ist, die Einzigartigkeit deines Unternehmens zu wahren und herauszustellen. Aber natürlich musst du den Markt genau kennen, in den du dich stürzt.

SmartBusinessPlan: Und wie entwerfe ich ein erfolgreiches Franchisedesign?

Tim Koch: Wichtig ist, wie der Franchisevertrag aussehen soll, also dein Lizenzmodell. In der Regel gibt es da drei Bausteine: Eine einmalige Aufnahmegebühr, eine Franchise- und eine Marketinggebühr, wobei die letzten beiden vom Umsatz abhängen. Wer wissen will, wie hoch diese Gebühren in den meisten Fällen sind, kann sich bei der DEHOGA informieren, da gibt es eine eigene Fachabteilung für Systemgastronomie.

SmartBusinessPlan: Was muss ich noch bedenken, wenn ich ein Franchise-Unternehmen gründen will?

Tim Koch: Dann musst du das Organisatorische klären: Wie kommen die Produkte in gleichbleibender Qualität zu den einzelnen Läden? Wer mietet die Flächen an? Wer übernimmt die Investitionen in die Ausstattung? Diese Fragen sind extrem wichtig!

SmartBusinessPlan: Erzähl doch mal, wie ihr das bei Bobby & Fritz geregelt habt.

Tim Koch: Wer den Laden mietet und die Investitionen übernimmt, hat natürlich mehr Verantwortung – aber auch mehr Zugriffsmöglichkeiten. Kommt es zum Streit, hat im Zweifel derjenige den Zugriff auf die Fläche, der den Mietvertrag unterschrieben hat. Deshalb mieten wir die Flächen an, übernehmen sämtliche Investitionen und stellen die Läden fix und fertig zur Verfügung. Dadurch spart sich unser Franchisenehmer viel Arbeit, er minimiert sein Risiko, aber er kann bei Unstimmigkeiten auch nicht den Laden blockieren oder dort einfach was ganz anderes machen.

Photo Foodtruck

SmartBusinessPlan: Das führt uns zu der Frage: Wie wichtig ist die Auswahl der Franchisenehmer?

Tim Koch: Von der richtigen Wahl der Partner hängt der Erfolg des ganzen Projekts ab! Es kommt darauf an, zuverlässige Partner zu finden, die zum Konzept passen und es mit ihren Stärken voranbringen können. Es ist sehr hilfreich, wenn man sich sogenannte Local Heroes ins Boot holen kann, also zum Beispiel regional etablierte Gastronomen, die den Markt vor Ort kennen und Kontakte zu Zulieferern, Immobilienbesitzern und Mitarbeitern mitbringen. Genauso förderlich ist es, einen Profi für ein bestimmtes Segment zu gewinnen, zum Beispiel für Flughäfen oder Einkaufszentren.

Photo Tim Koch

Tim Koch

SmartBusinessPlan: Warum sollte sich überhaupt jemand dafür entscheiden, Franchise-Nehmer zu werden? Er muss jeden Monat einen Teil seines Umsatzes abgeben und ist in seinen Entscheidungen eingeschränkt – welche Vorteile wiegen diese Nachteile auf?

Tim Koch: Das ist der springende Punkt. Die oberste Regel für den Franchisegeber ist: Beide Seiten müssen profitieren! Deshalb geben wir bei Bobby & Fritz alles, um unsere Franchisenehmer glücklich zu machen. Die Franchisegebühren zahlt jeder gerne, wenn sie sich als monatliches Plus auf dem Konto finden. Die Marke muss so stark sein, dass sich mit dem Franchisesystem mehr Umsatz machen lässt, als ohne. Dann kommen natürlich noch weitere Vorteile hinzu: Der Franchisenehmer spart sich die Konzeptentwicklung, er muss keine Rezepturen ausprobieren, die Lieferwege sind klar und der Wareneinkauf ist günstiger.

SmartBusinessPlan: Einige Unternehmer träumen davon, als Franchisegeber vom Verkauf ihrer Marke zu leben. Was ist dran an dem Mythos, durch Franchising reich zu werden und andere die Arbeit machen zu lassen?

Tim Koch: Überhaupt nichts! Ein Franchise-Unternehmen gründen – das macht richtig Arbeit. Die Aufgaben verschieben sich nur. Anstatt jeden Tag im eigenen Laden zu stehen und sich um die Kunden zu kümmern, muss man sich um die Franchisenehmer kümmern. Man muss sie beraten und kontrollieren, ob sie die Standards einhalten und ob das Angebot wirklich überall gleich ist. Denn das ist ja das Prinzip, das der Kunde erwartet. Außerdem müssen Werbeaktionen entwickelt werden, das Kassensystem will gepflegt sein, Mitarbeiter müssen geschult werden. Wenn das Netzwerk wächst, nimmt auch das Bau- und Facilitymanagement einen größeren Raum ein. Nicht zu vergessen die Verwaltung, sprich: Buchhaltung, Controlling, Recht und Verträge.

SmartBusinessPlan: Das hört sich sehr komplex an. Was ist nach deiner Einschätzung die wichtigste Aufgabe des Franchisegebers?

Tim Koch: Als Franchisegeber musst du ständig die aktuellen Entwicklungen im Auge behalten: Welche Trends zeichnen sich ab und wie wirken sie sich auf unser Konzept aus? Damit meine ich nicht nur die positiven Trends, also die neuesten Moden, sondern auch Negatives. Man muss sehr, sehr vorausschauend planen, weil es ja immer einen gewissen Vorlauf braucht, bis die Weichenstellungen bei den Franchisenehmern angekommen sind. Und neue Lösungen müssen ausgereift sein, denn Nachsteuern geht nicht.

SmartBusinessPlan: Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Instrument Businessplan gemacht?

Tim Koch: Einen Businessplan schreibt man ja in erster Linie für sich selbst, um zu prüfen, ob aus einer Idee ein tragfähiges Modell für eine Existenzgründung wird. Und das gilt für die Gründung eines Franchise-Unternehmens in ganz besonderer Weise, weil sich das ja für zwei Seiten lohnen muss: Für den Gründer selbst, aber natürlich auch für die Franchisenehmer. Da muss die Finanzplanung schon sehr durchdacht sein.

SmartBusinessPlan: Braucht eigentlich auch jeder Franchisenehmer noch einen eigenen Businessplan? Oder liefert ihr den quasi frei Haus?

Tim Koch: Nein, auf keinen Fall. Jeder Franchisenehmer ist schließlich ein selbstständiger Unternehmer. Verkaufspreise, Personalkosten, Betriebsausgaben und Umsätze sind ja nicht überall gleich. Da können wir nicht einfach etwas vorgeben, schon aus Haftungsgründen nicht. Wir beraten unsere Franchisenehmer und geben unsere Erfahrungswerte weiter, aber den eigenen Businessplan einschließlich Wettbewerbsanalyse und Finanzplan muss auch jeder Franchisenehmer für sich selbst haben. Wer Unternehmer sein will, der muss seinen Markt und seine Geschäftsgrundlage genau kennen und seine Kalkulation selbst schreiben können.

SmartBusinessPlan: Gibt es zum Schluss noch etwas, das du denen, die ein Franchise-Unternehmen gründen wollen, mit auf den Weg geben möchtest?

Tim Koch: Viele glauben ja, wenn sie ihren Laden auf Franchise umstellen, machen sie von Anfang an mehr Umsatz als vorher. Das muss aber gar nicht sein. Es kann sogar erstmal teurer werden, wenn ich die Produktions- und Lieferabläufe umstelle. Hinzu kommt:  Für die Einführung eines Franchisesystems brauche ich nicht nur ein gutes Konzept und viel Erfahrung, sondern auch entsprechendes Eigenkapital. Wie ich schon sagte: Franchise bedeutet sehr viel Aufwand. Aber wer von seiner Geschäftsidee überzeugt ist und sie im ganzen Land oder sogar darüber hinaus verbreiten möchte, für den lohnt es sich unbedingt.

SmartBusinessPlan: Vielen Dank für die vielen spannenden Informationen zum Thema Existenzgründung im Franchise-Bereich und weiterhin viel Erfolg mit Bobby & Fritz!

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bhp