Part Time Scientists: Mit Businessplan zum Mond fliegen

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Das deutsche Forschungs- und Entwicklungsunternehmen Part Time Scientists will das erste Privatunternehmen werden, das einen fahrbaren Roboter auf dem Mond landet (mehr auf ihrer Website). Unser Gründungsexperte Jan Evers hat mit dem Leiter Robert Böhme über die Planung dieses Abenteuers gesprochen.

Das Interview ist nachzulesen auf brandeins.de. Für SmartBusinessPlan haben wir nochmal etwas genauer nachgebohrt. Denn dieses Abenteuer ist auch aus Sicht der Gründungsförderung und Businessplanerstellung unglaublich spannend.

Jan Evers: Ich wurde 2014 auf Sie aufmerksam, als Sie auf der brand eins-Konferenz mit Ihrem Mondroboter aufkreuzten und das Publikum zur Probefahrt aufforderten. Das war eindrucksvoll. Erzählen Sie doch bitte nochmal, wie das mit den Part Time Scientists alles begann.

Robert Böhme: Ich glaube, das war 2008 – damals hörte ich zum ersten Mal von dem Google-Wettbewerb. Ich fand die Idee cool, 30 Mio. Dollar für die nächste Mondfahrt auszuschreiben, und habe aus einer Laune heraus entschieden, bei dieser Challenge mitzumachen. Ich habe mich an einem Samstagnachmittag mit einigen Technik-Experten aus meinem Freundeskreis zum Grillen getroffen und wir haben das Projekt auf einem Whiteboard durchgespielt. Auch das Zahlenwerk. Was hat die letzte Mondlandung gekostet? Nach heutigen Maßstäben wären das Milliarden. Dann haben wir den ersten Businessplan geschrieben – ausgehend von den Notizen auf dem Whiteboard und unendlich vielen Zettelchen, die wir geschrieben hatten. Den haben wir dann zusammen mit den Bewerbungsunterlagen zu Google geschickt.

Jan Evers: In unserem brand eins-Interview beschreiben Sie den Planungsprozess der Part Time Scientists. Aus Sicht eines Gründungsberaters ist faszinierend, wie Businessplan- und Prototypenentwicklung Hand in Hand gehen. Und es fällt auf, dass Ihre Erfahrung sich mit anderen innovativen Gründungen deckt: Oft steht am Anfang der Versuch, einen Businessplan zu schreiben. Dann merkt man, dass Zahlen fehlen, dass Marktforschung und ein Proof of Concept nötig sind. Schließlich ändert sich durch das Dazulernen das Geschäftsmodell und man beginnt wieder beim Businessplan.

Robert Böhme: Das passt zu meinen Erfahrungen und unseren zwanzig Versionen des Businessplanes. Beruhigend zu wissen, dass es anderen auch so geht. Zwischen meinem ersten Googeln nach einer Businessplan-Vorlage und dem heutigen Stand liegen Welten.

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Jan Evers: Viele Gründer schreiben den Businessplan nur für die Bank. Haben die Part Time Scientists ihren Plan bei der Bank eingereicht: „Brauchen 30 Mio., um 30 Mio. zu gewinnen“?

Robert Böhme: Wir haben sogar eine Hausbank und eine Kreditlinie. Aber sicher ist das kein Projekt, das über eine Bank finanzierbar ist. Die letzten Jahre finanziell zu stemmen, war schon herausfordernd. Nein, der Businessplan ist für uns selber. Ohne den würden wir kaufmännisch in der Planung untergehen.

Jan Evers: Sie haben sich mithilfe von Prototypen Zugang zu Know-how und Kunden verschafft. Wie sind Sie vorgegangen?

Robert Böhme: Ein Beispiel macht das glaube ich klar: Wir suchten am Anfang Kontakt zum DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt). Doch es war schwer, dort einen Termin zu bekommen. Wir wussten aber, woran die gerade arbeiten: Damals stand noch im Raum, dass Deutschland sich an einer internationalen Mondmission beteiligen würde. Geplant war, für 1,5 Milliarden Euro einen Rover auf den Mond zu bringen. Also haben die Part Time Scientists einen entsprechenden Prototypen gebaut. Damit haben die uns dann reingelassen, und wir haben uns auf Augenhöhe ausgetauscht. So haben wir das immer wieder gemacht: Unser Know-how und unser Netzwerk gestärkt und Geschäftschancen eruiert.

Prototyp Moonrover

So schick sieht der Marsrover aus.

Jan Evers: Sehr aufwändig als Akquise-Strategie, aber wirklich schlau und ein guter Tipp für innovative Gründungen.

Robert Böhme: So geht es immer weiter. Jeder Prototyp bringt spannende Gespräche und bei Erfolg eine neue Zeile im Businessplan.

Jan Evers: Wie ist Ihr Zeitplan?

Robert Böhme: Im dritten Quartal 2017 wollen wir auf dem Mond landen. Bald stellen wir den neuen Prototypen eines Mondfahrzeugs vor. Damit kümmern wir uns um die Schlüsseltechnologie von autonomen Landewegen. Ein Modul, das in der Lage ist, im Weltall von einer Rakete aus einen Punkt anzufliegen und genau dort zu landen. Im Apollo-Programm gab es nur zwei Optionen: die unkontrollierte Landung und die mit einem Piloten. Wir haben einen Autopiloten – Neil Armstrong in einen Chip gepackt. Das kann bisher nur China.

Photo Team Part-Time-Scientists

Karsten Becker, Part Time Scientists – Eugene Cernan, Commander der Apollo 17 – Robert Böhme, CEO Part Time Scientists

Jan Evers: Wir bauen digitale Navigationssysteme für Gründer, Sie für Mondexpeditionen. Wow! Aber was machen die Part Time Scientists dann eigentlich auf dem Mond?

Robert Böhme: Wir bringen eine ganze Menge Technik mit, die wir dort testen. Ein Schwerpunktthema ist Material Science. Wir fahren in den Krater, wo vor über vierzig Jahren Apollo 17, die letzte Mondmission, gelandet ist. Deren Auto steht da immer noch. Es besteht aus verschiedensten Materialien und wir testen jetzt, in welchem Zustand die sind. Das ist besonders spannend, weil das Fahrzeug gar nicht für den Mond gemacht war. Wir haben mit der NASA dazu einen Testkatalog verhandelt.

Jan Evers: Und worum geht es noch?

Robert Böhme: Das zweite Schwerpunktthema ist ISRU (In situ resource utilization): Es geht darum, die Ressourcen auf dem Mond zu nutzen. Wir nehmen ein Gerät mit, das Mondstaub einsammelt, um daraus ein mechanisches Teil zu bauen. Das Teil selber ist nur ein Zahnrad – das ist nicht wichtig. Wichtig ist uns zu zeigen, wie man die Ressourcen des Mondes für die Raumfahrt nutzen kann. Die Idee ist, den Mond zur Tankstelle für Raumfahrtmissionen zu machen. Dafür eignet er sich besonders gut, weil es dort keine Atmosphäre gibt und die Schwerkraft viel geringer ist als auf der Erde. Dann würde eine Marsexpedition nicht mehr 2,5 Milliarden Dollar kosten.

Apropos Kosten: Seit einigen Monaten bieten wir jetzt Nutzlasten an und das läuft gut. Bei der nächsten Messe, der ILA in Berlin, werden wir wohl die Startmasse der Expedition verkauft haben.

Jan Evers: Nutzlasten, Startmasse – das müssen Sie mir kurz erklären.

Robert Böhme: Bei jeder Raumfahrtmission gibt es im Raumschiff Nutzlasten. Das ist wie die Ladefläche bei einem LKW oder Transporter. Normalerweise sind diese vom ersten Tag an fest verplant. Bei unserer Mission haben wir noch einige wenige kg abzüglich der Treibstoffreserven über. Und die wollen wir Interessierten anbieten, damit sie ihre Technologie auch auf den Mond bringen können. Das ist für viele Universitäten, Institute und innovative Unternehmen eine spannende Sache, weil sie so etwas zum Mond bringen können, ohne mal eben eine ganze Mission mit Raketenstart und Entwicklung bezahlen zu müssen. Unsere Landefähre, also unser Transporter schafft es, knapp 100 kg zum Mond zu bringen. Wir bieten das kg an Ladefläche für 700 € an. Würden wir also die gesamte Nutzlast verkaufen, lägen wir schon sehr deutlich im Plus.

Jan Evers: Also, die einundzwanzigste Überarbeitung des Businessplans naht…

Robert Böhme: Wir sind längst dabei.

Jan Evers: Welche Anforderungen stellt ein so innovatives Projekt wie eine Mondmission an einen Businessplan und speziell an ein Businessplan-Tool?

Robert Böhme: Das Wichtigste: Kann man damit kollaborativ arbeiten? Das Team der Part Time Scientists ist in ganz Europa verteilt. Es wäre toll gewesen, an einem Dokument gemeinsam zu arbeiten, z. B. Kapitel festzulegen und dann an einzelne Teammitglieder zu delegieren. Andere Funktionen, die wir übrigens bis heute nirgends gefunden haben, sind z. B. Mehrsprachigkeit, das automatische Ausschließen von Rechenfehlern und eine automatische Berücksichtigung bzw. Generierung von Daten wie Personalkosten, Rentabilität, Liquidität etc. Was uns immer wieder wahnsinnig gemacht hat, waren Rechenfehler. Oft haben wir erst spät gemerkt, dass uns in Excel Formelfehler unterlaufen waren und wir endlos Zeit damit verloren haben, über falsche Zahlen zu diskutieren.

Jan Evers: Das kann euch bei uns nicht passieren – jedes Zahlenfeld ist hart verdrahtet.
Viel Erfolg und Spaß auf dem Mond!

Part-Time-Scientists Moonrover 2

Der Marsrover fährt mit Rädern. Noch.

Jan Evers: Nutzlasten, Startmasse – das müssen Sie mir kurz erklären.

Robert Böhme: Bei jeder Raumfahrtmission gibt es im Raumschiff Nutzlasten. Das ist wie die Ladefläche bei einem LKW oder Transporter. Normalerweise sind diese vom ersten Tag an fest verplant. Bei unserer Mission haben wir noch einige wenige kg abzüglich der Treibstoffreserven über. Und die wollen wir Interessierten anbieten, damit sie ihre Technologie auch auf den Mond bringen können. Das ist für viele Universitäten, Institute und innovative Unternehmen eine spannende Sache, weil sie so etwas zum Mond bringen können, ohne mal eben eine ganze Mission mit Raketenstart und Entwicklung bezahlen zu müssen. Unsere Landefähre, also unser Transporter schafft es, knapp 100 kg zum Mond zu bringen. Wir bieten das kg an Ladefläche für 700 € an. Würden wir also die gesamte Nutzlast verkaufen, lägen wir schon sehr deutlich im Plus.

Jan Evers: Also, die einundzwanzigste Überarbeitung des Businessplans naht…

Robert Böhme: Wir sind längst dabei.

Jan Evers: Welche Anforderungen stellt ein so innovatives Projekt wie eine Mondmission an einen Businessplan und speziell an ein Businessplan-Tool?

Robert Böhme: Das Wichtigste: Kann man damit kollaborativ arbeiten? Das Team der Part Time Scientists ist in ganz Europa verteilt. Es wäre toll gewesen, an einem Dokument gemeinsam zu arbeiten, z. B. Kapitel festzulegen und dann an einzelne Teammitglieder zu delegieren. Andere Funktionen, die wir übrigens bis heute nirgends gefunden haben, sind z. B. Mehrsprachigkeit, das automatische Ausschließen von Rechenfehlern und eine automatische Berücksichtigung bzw. Generierung von Daten wie Personalkosten, Rentabilität, Liquidität etc. Was uns immer wieder wahnsinnig gemacht hat, waren Rechenfehler. Oft haben wir erst spät gemerkt, dass uns in Excel Formelfehler unterlaufen waren und wir endlos Zeit damit verloren haben, über falsche Zahlen zu diskutieren.

Jan Evers: Das kann euch bei uns nicht passieren – jedes Zahlenfeld ist hart verdrahtet.


Viel Erfolg und Spaß auf dem Mond!

Über den Autor
Dr. Jan Evers

Gründungsexperte Dr. Jan Evers ist Inhaber der Beratungsgesellschaft EVEREST in Hamburg. Für Ministerien, Banken und Wirtschaftsförderer entwickelt die EVEREST GmbH seit über 15 Jahren Konzepte und Lösungen, die Unternehmern das Gründen und die Selbstständigkeit erleichtern.

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bhp