Wie profitieren Gründer wirklich vom Gründercoaching?

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Wer in Deutschland ein eigenes Unternehmen gründet, steht oft ratlos vor vielen Fragen. Gut, dass es das Beratungsprogramm „Gründercoaching Deutschland“ der KfW Mittelstandsbank gibt. Voraussichtlich läuft das Programm allerdings schon Ende 2015 aus.


Also sputet Euch, wenn Ihr noch von den Zuschüssen für Gründerberatung profitieren wollt. Aber aufgepasst: Beratung ist nicht gleich Beratung! Viel zu schnell wird aus BeratUNGSförderung BeraterERförderung.
Wir haben das Programm mal unter die Lupe genommen und die wichtigsten Tipps für die Suche nach dem passenden Coach für Euch zusammengefasst.

Nach dem Auslauf des Förderprogramms „Gründercoaching Deutschland“ aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) im April 2015 bietet die KfW das Programm jetzt aus Eigenmitteln an. Damit sichert die Förderbank die Beratungsförderung für Gründerinnen und Gründer – aktuell befristet bis 31.12.2015. Die Höhe der Förderung liegt je nach Unternehmensstandort zwischen 50 und 75% des Beraterhonorars, bei einer maximalen Bemessungsgrundlage von 4.000 EUR (netto).

  • Ist das Gründercoaching BeratERförderung statt BeratUNGSförderung?

Die Aufgabe eines Gründercoaches ist es, junge Unternehmerinnen und Unternehmer in der Gründungsphase zu begleiten und zu stärken. Er unterstützt den Gründer in wirtschaftlichen, finanziellen und organisatorischen Fragen. Beispielsweise bei der Vorbereitung von Bankgesprächen, bei der Erstellung eines Vertriebskonzepts oder bei der Optimierung des Personalwesens.

Unterlagen auf Schreibtisch

Aber Vorsicht vor schwarzen Schafen! Der Förderzweck des Gründercoachings wird häufig missverstanden, wenn nicht gar missbraucht – vom Gründer, aber auch vom Gründercoach. Bekanntestes Stichwort ist hier natürlich der Subventionsbetrug. Der liegt bereits vor, wenn der Gründer den Businessplan für seinen Gründercoaching-Antrag vom Berater schreiben lässt und dessen Rechnung dann nach Bewilligung mit dem Fördergeld begleicht. Oder aber, wenn Gründer und Coach gemeinsame Sache machen, der Berater den Eigenanteil vorschießt und dann die Hälfte des Fördergeldes abgreift. Egal wie – all das hebelt das eigentliche Ziel des Gründercoachings aus, nämlich die qualifizierte, zielführende Beratung, Begleitung und Stärkung des Gründers in der Anfangsphase. Der Lerneffekt für den Gründer ist gleich null. Und die BeratUNGSförderung verkommt zur BeratERförderung.

  • Was raten die Experten von SmartBusinessPlan?

Unser Gründungsexperten Dr. Jan Evers kennt dieses Phänomen nur allzu gut. Er berät neben Gründern auch Banken und Ministerien bei der Gestaltung von Gründungsförderprogrammen. Seine Erfahrung, dass Gründer ihr Geld oft sinnlos in schlechte Berater oder vorgeschriebene 08/15-Businesspläne stecken, war sogar Anlass für die Entwicklung von SmartBusinessPlan. Mit unserem Planungstool wollen wir Gründer befähigen, mit wenig Aufwand, aber der nötigen Intensität, den eigenen Businessplan zu schreiben.

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Zur Auswahl eines qualifizierten Coaches für dein Gründercoaching rät Jan dir also:

  1. Businessplan selbst schreiben
    Ein Berater, der dir anbietet, den Businessplan für dich zu schreiben, ist – brutal gesagt – unseriös. Er sollte wissen, dass das dem Gründer nicht hilft und am Förderzweck des Gründercoachings vorbei geht. Natürlich kannst du dich bei der Planung beraten lassen, aber schreiben solltest du selbst. Nur so hast du dein Vorhaben durch und durch im Kopf und weißt, worauf es ankommt und wo der Schuh gegebenenfalls noch drückt. Am besten schreibst du deinen Businessplan soweit du kommst, und lässt dich dann beraten oder coachen. So lernst du am meisten.
  2. Beraterauswahl mithilfe persönlicher Empfehlung
    Höre dich in deinem beruflichen und privaten Umfeld um. Meist gibt es jemanden, der bereits gute Erfahrung mit einem Berater in deiner Nähe gesammelt hat. Finde unbedingt heraus, ob dessen Schwerpunkt und Arbeitsweise zu deiner Vorstellung passen. Sollte der Berater deiner Wahl dann nicht in der KfW-Beraterbörse gelistet sein, muss er die Aufnahme beantragen. Seine Zulassung dort muss zwingend vor deiner eigenen Gründercoaching Beantragung erfolgen.
  3. KfW-Beraterbörse konsultieren
    Nur wenn es keine persönliche Empfehlung gibt, solltest du auf einen Gründercoach aus der KfW-Beraterbörse zurückgreifen. Aber lass dich nicht zu sehr beeindrucken: Die Bezeichnung „Gründercoach“ und ein Eintrag in der KfW-Beraterbörse müssen keine Qualitätsmerkmale sein. Außerdem gilt: Wer 100 Gründer beraten oder 200 Businesspläne geschrieben hat, ist nicht automatisch der richtige Berater für dein spezielles Anliegen. Und Vorsicht bei hohen Empfehlungsquoten: Diese lassen sich – wie in allen Bereichen – leicht beeinflussen. Ein Berater fragt natürlich nur zufriedene Kunden nach einer Empfehlung.
  4. Qualifikation für dein individuelles Anliegen
    Ein Auswahlkriterium sollte sein, ob und welche Erfahrung der Berater in deinem Tätigkeitsfeld gesammelt hat. Lass dich nicht von Titeln oder Zertifikaten beeindrucken, sondern frag lieber nach, wie viele Gründer er im Bereich deiner eigenen Kernaktivität schon betreut hat, und telefoniere einfach mal mit zwei seiner Referenzen.
  5. Probestunde vereinbaren
    Nimm unbedingt eine kostenlose Probestunde in Anspruch und finde heraus, ob dir der Berater bei einer deiner aktuellen Fragen behilflich sein kann. Er sollte dich nicht mit BWL-Themen oder Theorien behelligen, sondern ganz konkrete Vorschläge für die nächsten Schritte in deinem ganz individuellen Fall anbieten können. Achte unbedingt auch auf dein Bauchgefühl. Voraussetzung für ein erfolgreiches Gründercoaching ist nämlich auch die Chemie zwischen dir und deinem Berater.
  6. Budget selbst gestalten
    dein Berater wird vermutlich versuchen, das gesamte Förder-Budget gleich zu Beginn zu berechnen (am liebsten mit Standard-Leistung wie dem Schreiben des Businessplans). Du solltest aber ein Interesse daran haben, den gesamten möglichen Beratungszeitraum von 6 Monaten (ab Zusagedatum der KfW) von ihm begleitet zu werden. Gestalte die Budgetauszahlungen also selbst – am besten in einem Stufenmodell in 500 bis 1.000 € -Schritten. Und entscheide dann jeweils nach einem Zeitabschnitt, was in der nächsten Phase hilft.
    Die Obergrenze des förderfähigen Beraterhonorars liegt übrigens bei 800 € pro Tag. Achte darauf, dass die Arbeitszeit auch weitgehend bei dir vor Ort in konkreter Unterstützung in 1-3-stündigen Paketen erfolgt. Monatlich ein Treffen á 2-3 Stunden bringt dich mit einem guten Gründercoach wirklich weiter. Nach dem Treffen hast du genug umsetzungsreife Vorschläge für den nächsten Monat.
  7. Vorsicht vor Umsonst-Angeboten im Netz
    Umfangreiche Informationen zur Gründung, aber auch die Auswahl eines qualifizierten Beraters wird im Internet häufig kostenlos als Serviceleistung angeboten. Dahinter stehen meist Vertriebssysteme, die durch Provisionen von Beratern finanziert werden. An solchen Angeboten beteiligen sich typischerweise nicht die besten, sondern die vertriebsschwächsten Berater. Spätestens wenn du auf eine Anfrage hin angerufen wirst und dir eine private Krankenversicherung, Altersvorsorge oder ähnliches angepriesen wird, weißt du: Vorsicht bei diesem Partner!

Mehr Infos findest du in unserem Businessplan-Lexikon unter Gründercoaching Deutschland.

Über den Autor

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bhp