Das wollen deine Geldgeber über deinen Standort wissen

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Ob deine Gründung ein Volltreffer oder ein Fehlschlag wird, hängt auch von der Wahl des richtigen Standorts ab. Deshalb sollte dein Businessplan unbedingt einige Aussagen darüber enthalten, wo du mit deinem Unternehmen starten willst.

Die Kriterien deiner Standortwahl richten sich natürlich nach deiner Geschäftsidee. Für einen Onlineshop sind vermutlich ausreichende Lagerkapazitäten und eine gute Erreichbarkeit für Zulieferer und Postdienste erforderlich. Ein Friseursalon lebt dagegen vor allem von der Laufkundschaft und sollte für die Kunden gut sichtbar sein. Und wenn du nicht mehr als einen Laptop und eine Internetverbindung brauchst, kannst du – zumindest theoretisch – von jedem Ort der Welt in die Selbständigkeit starten.

Wie man den passenden Standort findet

Katharina Glücklich, die vor einigen Jahren in Wismar das Café Glücklich aufgemacht hat, weiß aus eigener Erfahrung, wie bedeutsam der Standort für ein Geschäftsmodell sein kann. Sie musste nämlich nicht nur einen, sondern gleich mehrere Businesspläne für mehrere Standorte schreiben – weil sich mit dem Standort eben auch die Kosten, die Finanzierung und das gesamte Konzept veränderten.

Als sie nach mehreren gescheiterten Anläufen mitten in Wismar in einer kleinen Seitenstraße ihre Traum-Location entdeckte, bewahrte sie kühlen Kopf: Anstatt sofort den Mietvertrag zu unterzeichnen, beobachtete sie über Stunden das Treiben rund um den Laden. Und kam zu dem Schluss: Die Lage hat Potenzial. „Die Wismarer Altstadt als Ensemble ist relativ klein, sodass die Touristen im Laufe ihres Tagesbesuches gerne auch die kleineren Nebenstrassen abklappern“, schreibt sie in ihrem Businessplan, den die Nutzer von SmartBusinessplan wie alle hier zitieren Pläne in voller Länge lesen können. Weiter heißt es dort: „Meine Beobachtungen zeigen, dass auch durch die Weberstrasse regelmäßig Besuchergruppen bummeln.“

Dass Katharina in ihrem Businessplan ausdrücklich erwähnt, wie sie zu ihrer Einschätzung gekommen ist, ist ein kluger Schachzug. Denn dadurch beweist sie ihren Geldgebern, dass sie bei der Standortsuche nicht einfach ihrem Bauchgefühl gefolgt ist, sondern ihre Entscheidung mit Fakten untermauern kann.

Wenn du für deine Geschäftsidee auf Räumlichkeiten angewiesen bist, die von den Kunden gut erreicht werden können, solltest du es wie Katharina machen und dich eine Weile vor deinem zukünftigen Laden aufhalten, bevor du dich entscheidest. Führe eine simple Strichliste, am besten an unterschiedlichen Wochentagen und zu unterschiedlichen Zeiten. Achte aber nicht nur darauf, wie viele Leute dort vorbeikommen, sondern auch was für Leute. Denn nur, wenn du wirklich deine Zielgruppe dort antriffst, ist es der richtige Standort für dich.

Foto einer belebten Einkaufsstraße

Gute Idee: Sich einfach mal in die Geschäftsstraße setzen und die Kunden anschauen, die in das Konkurrenzgeschäft gehen

Niemand ist eine Insel – das gilt auch für Unternehmen

Im Unterschied zu Katharina können Johannes Diem und Michael Weber, die Gründer von Pullup & Dip, auf Touristenströme gut verzichten. Auf Standortfaktoren wie Einzugsgebiet, Kaufkraft oder Laufkundschaft kommt es ihnen nicht an. Das liegt an ihrem Geschäftsmodell: Sie entwickeln innovative Fitnessgeräte und vertreiben sie ausschließlich über das Internet an Kunden auf der ganzen Welt.

Was ihnen stattdessen in Bezug auf den Standort wichtig war, beschreiben sie wie folgt: „Die Wahl Münchens als Unternehmenssitz hängt auch mit […] den Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten (z.B. IHK) sowie der fruchtbaren Start-Up-Kultur dieser Stadt zusammen.“ Außerdem betonen sie, dass das „Netzwerk kreativer und freier Mitarbeiter“ in der Stadt für sie ein Grund war, sich dort anzusiedeln.

Damit verweisen Johannes und Michael auf weiche, aber sehr bedeutsame Standortfaktoren, die leider von vielen Existenzgründern übersehen werden. Die beiden Gründer haben erkannt, dass auch Unternehmen auf Beziehungen angewiesen sind und dass es ohne ein funktionierendes Netzwerk zu Lieferanten, Mitarbeitern, Partnern, Mitbewerbern und unterstützenden Institutionen, die vielleicht sogar Fördermittel bereitstellen können, sehr schwierig sein kann, sich am Markt zu behaupten.

Hast du schon mal darüber nachgedacht, was für ein Netzwerk optimal wäre, um dein Start-up nach vorne zu bringen? Und wo du das Netzwerk findest, das du brauchst? Notiere deine Gedanken in deinem Businessplan, um zu zeigen, dass du dich mit allen Facetten der Standortanalyse auseinandergesetzt hast.

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Was hat deine Location zu bieten?

Nicht nur das Umfeld ist entscheidend für den Erfolg deines Unternehmens, auch das Objekt selbst muss deinen Ansprüchen genügen. Erwähne in deinem Businessplan daher unbedingt, wie das Geschäft, das Büro, die Praxis oder die Werkshallen beschaffen sein müssten, die für dein Geschäftsmodell ideal wären.

Der Businessplan für eine PR-Agentur in Hamburg enthält zum Beispiel eine sehr detailreiche Aufzählung aller Vorzüge des gewählten Standortes: Von der Telefonanlage über den Besucherempfang bis zum Firmenschild wird dort alles aufgeschlüsselt, was im Mietpreis inbegriffen und für die Gründung von Belang ist. Als besonderen Standortvorteil heben die Gründer die Synergieeffekte hervor, die sich durch die Kooperation mit anderen Firmen in einer Bürogemeinschaft ergeben. Sie betonen, dass sich dadurch „neben geringeren Investitionen in die Büroausstattung“ auch langfristig „wirtschaftliche Vorteile und Synergien [bieten] – wie etwa das gemeinschaftliche Sekretariat. Zudem können wir die Anzahl der gemieteten Räumlichkeiten kontinuierlich an die Bedürfnisse der Agentur(größe) anpassen.“

Auch Katharina Glücklich beschreibt den kleinen Laden in der Wismarer Altstadt anschaulich in ihrem Businessplan. Die Räumlichkeiten teilen sich in einen ca. 40 qm großen Gastraum und einen ca. 15 qm großen Küchenbereich. Der Gastraum lädt mit seinem historischen Ambiente  zum Verweilen ein (Dielenboden, Holzvertäfelung, Kachelofen aus dem 19. Jahrhundert) und bietet die Möglichkeit rund 25 Sitzplätze zu schaffen.“

Im Bezug auf die Ausstattung ergänzt sie: „Das Objekt wurde bereits zuvor gastronomisch genutzt. Die Küche ist mit rutschfesten Fliesen und Bodenablauf, einer Lüftungsanlage mit Zu- und Abluft, ausreichend Zu- und Abwasseranschlüssen, moderner Elektrik, sowie einem Fettabscheider ausgestattet.“

Schließlich geht sie auch auf die notwendigen Umbauten und Renovierungsmaßnahmen ein – ein wichtiger Hinweis für ihre Geldgeber.

Wenn du, wie die Gründer in diesen Beispielen, in deinem Businessplan möglichst genau den Standort deiner Gründung beschreibst, sammelst du wichtige Pluspunkte bei deinen Lesern. Aber übertreib es nicht: In den meisten Fällen reichen einige Absätze für die Standortanalyse aus.

Nahaufnahme von einem Kartenausschnitt einer Stadt

Die gute alte Stadtkarte: Hier kannst du die Konkurrenten mit Punkten oder Fähnchen markieren oder einfach attraktive Orte umranden.

Und was ist, wenn ich im Home-Office starten will?

Wenn du im Home-Office starten willst, wirst du vermutlich ein Geschäftsmodell verfolgen, bei dem es weder auf Laufkundschaft noch auf eine repräsentative Empfangshalle ankommt. Trotzdem verdient auch dieser Umstand Erwähnung in deinem Businessplan. Erkläre deinem Leser, wo sich das Home-Office befindet und was für Arbeitsbedingungen es dir bietet.

Noch wichtiger ist, dass du deine Entscheidung, von zuhause starten zu wollen, plausibel begründest. Ein Vorteil von solchen Lösungen liegt ja darin, dass keine Mietkosten auflaufen. Deine Geldgeber werden das sicher zu schätzen wissen. Gibt es noch weitere Gründe, die dich dazu bewogen haben, im Home-Office zu gründen? Welche sind das?

Das schreibst du, wenn du die passenden Räumlichkeiten schon gefunden hast...

Was genau du über den Standort in deinem Businessplan schreibst, hängt auch davon ab, wie weit du schon mit deinen Vorbereitungen bist.

Wenn du dich bereits für ein Objekt entschieden hast, beschreibst du die Räume, um die es geht. Zusammen mit einigen aussagekräftigen Bildern und einem Grundriss kannst du deinem Leser einen guten Eindruck von deinem neuen Unternehmensstandort verschaffen.

Auch Details aus dem Mietvertrag solltest du benennen. Ein kritischer Punkt ist neben den Miet- und Nebenkosten die Laufzeit. Wenn du dich mit deiner Unterschrift auf Jahre bindest, besteht das Risiko, dass du die Miete weiterzahlen musst, obwohl dein Geschäft gar nicht läuft. Deshalb sind kürzere Laufzeiten, auch wenn sie für dich vielleicht eine geringere Planungssicherheit bedeuten, besonders für risikoreiche Gründungen sinnvoll. Denk dran, in deinem Businessplan nicht nur die Vorteile deines Standorts hervorzustellen, sondern auch mögliche Nachteile zu erwähnen. Daran kann der Leser erkennen, dass du dir wirklich darüber im Klaren bist, worauf du dich einlässt und du keine Schönfärberei betreibst.

...und das interessiert deine Leser, wenn du noch kein konkretes Objekt vor Augen hast

Wenn du noch auf der Suche nach dem geeigneten Standort für deine Gründung bist, dann führst du einfach die Merkmale auf, die für deine Entscheidung ausschlaggebend sind. Welche das sein können, haben wir dir in dieser Checkliste zusammengefasst:

Checkliste Standortanalyse

Ein Hinweis darauf, wie, wo und bis wann du die entsprechenden Räumlichkeiten finden willst, hilft dem Leser deines Businessplans die Realisierungschancen deines Vorhabens besser einzuschätzen.

Fazit

Die Wahl des richtigen Standorts ist ein wichtiger Meilenstein bei deiner Existenzgründung. Du solltest ihn weder überstürzen noch dem Zufall überlassen. Wäge die Vor- und Nachteile sorgfältig ab, um zu einer guten Entscheidung zu kommen. Und vergiss nicht, deine Beweggründe im Businessplan darzulegen, damit deine Leser sie nachvollziehen können.

Fang doch gleich an und beschreibe den idealen Standort für dein Unternehmen!

 

Viel Spaß dabei und viel Erfolg bei der Suche wünscht dir

Dr. Jan Evers

Über den Autor
Dr. Jan Evers

Gründungsexperte Dr. Jan Evers ist Inhaber der Beratungsgesellschaft EVEREST in Hamburg. Für Ministerien, Banken und Wirtschaftsförderer entwickelt die EVEREST GmbH seit über 15 Jahren Konzepte und Lösungen, die Unternehmern das Gründen und die Selbstständigkeit erleichtern.

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bhp