Lohnt sich ein Steuerberater?

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Berge von Belegen und Formularen überhäufen den Tisch. Daneben Erklärungsblätter, Tabellen, Formulare vom Finanzamt, dein Taschenrechner. Es wird geschwitzt, gerechnet und gerne auch mal laut geflucht.

Die Steuererklärung steht an. Jedes Jahr, und es wird nicht besser. Wahrscheinlich stellst auch du dir jedes Jahr von neuem die Frage: Lohnt sich ein Steuerberater für mich?

In Deutschland gibt es mehr als 80.000 Steuerberater. Doch die verlangen für ihre Tätigkeit eine entsprechende finanzielle Entschädigung. Was also sind die Vorteile und was die Nachteile? Und wann lohnt sich Steuerberatung für dich als Gründer?

Die Vorteile für Gründer

Die Zusammenarbeit mit einem Steuerberater hat viele Vorteile: Zum einen kannst du die Steuererklärung später einreichen als wenn du die Erklärung selbst machst. Du kannst dich voll und ganz auf deine Gründung und später dein laufendes Geschäft konzentrieren und verschwendest keine kostbare Zeit mit Buchführung, Finanzen & Co. Auch wenn die Leistungen eines Steuerberaters nicht mit denen eines Unternehmensberaters verwechselt werden dürfen, so wird ein kompetenter Steuerberater deine betriebswirtschaftlichen Auswertungen kontrollieren und dafür ansprechbar sein – und dich vielleicht sogar auf Handlungsbedarf in steuerlicher und betriebswirtschaftlicher Hinsicht initiativ hinweisen. Du wirst von der Überwachung der Termine entlastet und vermeidest Säumnis- und Verspätungszuschläge beim Finanzamt. Und auch die bereits erfolgten Zahlungen an das Finanzamt werden kontrolliert, so dass du in der Regel nicht Gefahr läufst, zu viel zu zahlen oder wegen nicht erfolgter Steuerzahlungen und Säumniszuschlägen belangt zu werden.

Der Nachteil: Steuerberatung kostet

Steuerberatung kostet Geld, und das nicht zu knapp. Wieviel? Und lohnt sich ein Steuerberater für mich? Darauf lässt sich leider keine allgemein gültige Antwort geben. Die Kosten, die man für eine Steuerberatung aufwenden muss, sind seit 2013 an die Steuerberatervergütungs-verordnung (StBVV) gebunden.
Gegenüber der vorherigen Gebührenverordnung sind sie leicht angestiegen.

Die Kosten sind vom Sachwert (also beispielsweise dem Brutto-Einkommen bei der Steuererklärung) abhängig und von individuellen Faktoren, wie beispielsweise der Zeit, die der Berater für seine Arbeit benötigt und natürlich dem Ausmaß des Buchungsaufkommens (also u.a. der Anzahl der Belege).

Nach unserer Erfahrung gibt es günstige Steuerberater, die für ihre Tätigkeit einen Tagessatz ab 500,- € arbeiten. Je nach Region und Wettbewerbssituation variiert dieser Wert allerdings. Tagessätze von bis zu 1.200,-€ oder auch mehr sind nicht ungewöhnlich. Gut sind Steuerberater, die auf deine Branche und auf Kleinunternehmer spezialisiert sind – diese haben häufig auch günstige Starttarife für Existenzgründer. Wir raten dir, Angebote von 2-3 Steuerberatern einzuholen und Preise und Leistungen zu vergleichen. Aber noch wichtiger: Finde heraus, ob du mit der Person des Beraters klar kommst. Am besten holst du dir Empfehlungen von Bekannten in ähnlicher Situation.

 

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Also: Wann lohnt sich ein Steuerberater?

Als Faustregel gilt: Je weniger Fachwissen oder Interesse du in Steuerfragen mitbringst, und je komplexer sich dein Steuerfall gestaltet, desto eher lohnt sich ein Steuerberater für dich. Im Grunde ist es ähnlich wie beim Renovieren deiner Bude: Fast jeder bekommt es hin, das Wohnzimmer neu zu streichen. Beim Tapezieren im Treppenhaus wird’s schon schwieriger, und vom Austausch der Elektro- und Wasserleitungen im gesamten Haus sollten selbst erfahrene Heimwerker lieber die Finger lassen.

  • Übertragen auf die Steuer bedeutet das:
    Alle Kapitalgesellschaften sowie Gewerbetreibende, deren Jahresumsatz 500.000 EUR oder deren Gewinn 50.000 EUR übersteigt, sind gesetzlich zu Buchführung und Bilanzierung verpflichtet und profitieren von einem Profi an ihrer Seite.
  • Alle Freiberufler und gewerbetreibende Personengesellschaften, deren Umsatz und Gewinn unterhalb der oben genannten Grenzen liegt, sind nicht buchführungspflichtig. Bei ihnen reichen die sogenannte „einfache Buchführung“ und die Erstellung einer simplen Einnahme-Überschuss-Rechnung (EÜR) aus. Das kannst du grundsätzlich auch selbst machen – und dir den Berater sparen. Dazu solltest du aber eine Affinität und Kenntnisse von Buchführung und Steuererklärung besitzen. Hier gibt’s hilfreiche Tipps und Tools: Firmenhilfe

Solltest du für die Buchführung einen Steuerberater beauftragen, so zahlst du ihm monatlich wahrscheinlich zwischen 50 und 350 Euro. Diese Ausgaben sollten in einem vernünftigen Verhältnis zu deinen Einnahmen stehen. Bei Umsätzen unter 5.000 Euro im Monat ist das möglicherweise noch zu viel.

 

Kosteneffizienter Einsatz des Steuerberaters

Die Zusammenarbeit mit dem Steuerberater lässt sich modern und kosteneffizient gestalten. Für Kleinunternehmer mit Umsätzen unter 1-2 Millionen Euro im Jahr empfehlen wir, unterjährig bei der Buchhaltung auf einen Steuerberater zu verzichten. Stattdessen plädieren wir für folgende Alternativen:

  • a) Variante „Buchalter“: Schicke deine vorsortierten Belege monatlich zu einem selbständigen Buchhalter, der die Buchungen deiner Finanzen und die Kommunikation mit dem Finanzamt übernimmt. So kannst du Kosten sparen, da die Stundensätze eines Buchhalters mit 30-40 Euro weit unter dem eines Steuerberaters liegen. Einmal im Jahr, wenn ein formaler Abschluss erstellt werden muss (s.o.), schickt der Buchhalter dann seinen Datensatz zu einem Steuerberater, der sich um Steuererklärung & Co. kümmert. Wichtig: Die beiden sollten ein eingespieltes Team sein. Viele Berater empfehlen Buchhalter, wenn man sie darauf anspricht. Aber Achtung: Die von ihnen beschäftigten Buchhalter sind häufig teurer.
  • b) Variante „Digitale Finanzen“: Belege ausdrucken und buchen ist eigentlich Schnee von gestern. Immer mehr Firmen verschicken ihre Rechnungen digital. Beschäftige dich doch auch mal damit, wie du hier mit modernen Methoden Zeit und Geld sparen kannst. Das bedeutet erstmal etwas mehr Arbeit, erfordert ein paar Gedanken über gute Prozesse, spart danach aber jeden Monat einige Hundert Euro – und gibt dir Kontrolle:

FinTecs wie Fast Bill oder Softwarehersteller wie Lexoffice verwalten deine Rechnungen und organisieren immer mehr Zusatzleistungen rund um deine Finanzen: Durch Verknüpfung mit deinen Bankdaten wird z.B. automatisch gecheckt, ob deine Rechnung bezahlt ist. Eingehende Rechnungen kannst du integrieren und bezahlen, und du erhältst Vorschläge, wie du sie buchst. Das Programm merkt sich deine Buchungszuweisungen und schlägt sie dir bei der gleichen Rechnungsart erneut vor. Über Schnittstellen z.B. zur DATEV-Software können Datensätze an deinen Steuerberater oder Buchhalter übertragen werden. So hast du das Beste aus zwei Welten: Schlanke, kostengünstige Prozesse mit tagesgenauen Überblick über deine Finanzen (nicht nur monatlich mit der Auswertung durch den Steuerberater) und bei Bedarf einen Profi an deiner Seite.

Das Team von SmartBusinessPlan wünscht dir viel Erfolg mit Steuern und Co.!

Über den Autor
Dr. Jan Evers

Gründungsexperte Dr. Jan Evers ist Inhaber der Beratungsgesellschaft EVEREST in Hamburg. Für Ministerien, Banken und Wirtschaftsförderer entwickelt die EVEREST GmbH seit über 15 Jahren Konzepte und Lösungen, die Unternehmern das Gründen und die Selbstständigkeit erleichtern.

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bhp