Friseursalon eröffnen – Von der Anstellung in die Selbstständigkeit

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Den eigenen Friseursalon eröffnen. Für viele Friseure stellt dieser Traum den Ausweg aus dem Angestelltenverhältnis dar. Auch wenn die Selbstständigkeit mit gewissen Risiken verbunden ist, wagen viele diesen Schritt, um dem Teufelskreis aus niedrigen Löhnen und steigendem Druck zu entkommen.

Doch einfach einen Laden dekorieren und losschneiden ist leider nicht möglich. Wie jede Form der Selbstständigkeit, stellt auch der Aufbau des eigenen Friseurgeschäfts den Gründer vor diverse Herausforderungen.

Genau diese Herausforderungen werden jetzt Schritt für Schritt erklärt um angehenden Salonbesitzern den Start so glatt wie möglich zu gestalten:

Voraussetzungen

Friseursalon eröffnen: Mit Meisterbrief

Im Regelfall wird für die Gründung eines eigenen Friseursalons, ein Gründer mit Meisterbrief im Friseurhandwerk vorausgesetzt. Dafür muss der Friseur nach abgeschlossener Ausbildung eine berufliche Weiterbildung zum Friseurmeister absolvieren und die entsprechende Prüfung bestehen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass der Gründer über die nötigen Fähigkeiten zur Anleitung von Mitarbeitern besitzt. Diese Prüfungen werden von der entsprechenden Handelskammer abgenommen. Informiere dich im Internet welche Angebote dir in der Nähe zur Verfügung stehen.

Sobald diese Voraussetzungen erfüllt sind, wird man als Friseurmeister des Betriebes in die Handwerksrolle eingetragen, um eine Zulassung als selbstständiger Friseur zu erhalten.

Friseursalon eröffnen: Ohne Meisterbrief

Will man sich ohne eigenen Meisterbrief selbstständig machen ist die Sache etwas komplizierter. Man kann eine Ausnahmegenehmigung bei der zuständigen Handelskammer beantragen. Um diese zu erhalten muss man seine Gesellenprüfung bestanden und 6 Jahre im Beruf gearbeitet haben – 4 Jahre davon in leitender Position. Der entsprechende Artikel ist der § 7 in der Handwerksordnung. Erfüllt man diese Voraussetzungen muss man vor der Handwerkskammer die betriebswirtschaftlichen, kaufmännischen und rechtlichen Kenntnisse nachweisen. Das ist meist mit einer nicht geringen Gebühr verbunden. Diese kann bei der zuständigen Handelskammer erfragt werden.

Als Alternative kann man einen Friseur mit Meisterbrief anstellen, der dann eine leitende Funktion im Friseurbetrieb einnimmt. Dadurch ist wiederrum gesichert, dass die nötigen Kenntnisse im Unternehmen vorhanden sind. Des Weiteren wird dieser Meister in die Handwerksrolle eingetragen.

Gesellschaftsform

Gründest du als einzelner Friseur ein Unternehmen wird dieses automatisch zu einem Einzelunternehmen, damit bist du das Unternehmen und haftest auch entsprechend. Nachhaltiger, wenn auch etwas teurer, ist da die Gründung einer Kapitalgesellschaft. Wenn man das entsprechende Kapital (25.000 €) hat kann man eine GmbH gründen. Eine günstigere Alternative ist die Unternehmensgesellschaft (haftungsbeschränkt). Hier muss man am Anfang nur 1 € als Stammkapital einlegen. Diese kann später in eine GmbH umgewandelt werden. Kapitalgesellschaften haben den Vorteil, dass sich die Haftung meist auf das Unternehmensvermögen beschränkt. So droht bei einem Scheitern nicht die Privatinsolvenz. Achtung: Nimmt man einen Bankkredit auf, verliert man diesen Vorteil, da man für den Kredit auch mit dem Privatvermögen haftet. Des Weiteren könne auch einzelne Verträge, wie der Mietvertrag Privathaftung enthalten.

Die richtigen Kunden finden

Welche Kunden man mit dem Friseursalon ansprechen möchte beeinflusst stark, wie man das Geschäft aufzieht. Momentan gibt es zwei Wege, die Erfolg versprechen.

Gehobener Friseur

Hier setzt man alles auf Qualität und das Wohlbefinden, des Kunden, der dafür im Gegenzug einen vergleichsweise höheren Preis zahlt. Da man sich Zeit für den Kunden nehmen muss, um für maximales Wohlgefallen zu sorgen, ist der hohe Preis die einzige Möglichkeit die geringere Umschlagrate auszugleichen. Ein Besuch bei einem solchen Friseur sollte sich nach Luxus anfühlen, den sich der Kunde „gönnt“. So baut man sich nach und nach einem sehr loyalen Kundenstamm auf und ist weniger von Laufkundschaft abhängig. Ein Terminsystem wird hier dringend benötigt, um Wartezeiten für Kunden minimal zu halten. Das Angebot kann durch exklusive Pflegeprodukte ergänzt werden.

Discount Friseur

Der Gegenentwurf. Hier wird stark auf Quantität gesetzt. Durch die hohe Umschlagrate ist es möglich extrem niedrige Preise zu nehmen und sich so einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Unter Discount Friseuren gibt es immer mehr den Trend komplett auf Termine zu verzichten. Stattdessen wird Laufkundschaft der Reihe nach abgearbeitet. So wird verhindert das Leerlauf entsteht. Natürlich entstehen hier Wartezeiten die unter Umständen Kunden abschrecken. Aber Achtung: In diesem Bereich sind viele Franchisekonzerne unterwegs, die kleinere Friseurgeschäfte mit ihrer Marktmacht verdrängen können. Man sollte sich auf keinen Fall auf Preiskämpfe einlassen.

Unabhängig für welche der beiden Varianten man sich entscheidet, muss sie ins Umfeld passen. Man sollte also vorher genau prüfen welches Klientel im Umkreis des Friseurgeschäfts vorhanden ist und dann die entsprechende Strategie wählen.

Hat man das sichergestellt ist die Devise: Konsistenz. Nichts ist schlimmer als dem Kunden bei den ersten beiden Besuchen einen super Service zu bieten, nur um dann beim dritten Mal nachzulassen. Das verspielt die mühsam aufgebaute Loyalität sofort wieder. Am besten ist es also Prozesse die funktionieren zu standardisieren. So entsteht eine Routine die sowohl für den Kunden als auch für die Mitarbeiter angenehm ist.

Friseur schneidet Mann die Haare

Sorgfalt gehört zur Arbeit eines Friseurs dazu.

Den Laden einrichten

Der Stil

Die Einrichtung des Ladens hat großen Einfluss auf das Befinden des Kunden. Meist bewertet den Kunden bevor er in den Laden tritt oder in den ersten Momenten nach dem Betreten. Der Laden sollte daher geschmackvoll und mit Konzept eingerichtet sein. Die Art der Einrichtung orientiert sich daran welches Klientel angesprochen werden soll. Macht man einen hippen Friseurladen in einem Szenekitz auf kann die Einrichtung durchaus auffällig sein. Gründet man hingegen in einer eher ruhigen Gegend mit etwas älterem Klientel ist Understatement das zu folgende Motto.

Die Einrichtung

Will man diese Effekte erreichen benötigt man spezielle Einrichtung, die unter Umständen sehr viel Geld in der Neuanschaffung kostet. Um nicht sämtliches Kapital in seine Einrichtung stecken zu müssen kann man hier auf gut erhaltene Zweitware zurückgreifen. Unter Umständen dauert es so etwas länger bis man die passenden Stücke zusammen hat, aber man kann dadurch eine Menge Kapital sparen.

Zu jeder Zeit sollte der Friseursalon sauber und sämtliche Einrichtungsgegenstände gut gewartet sein. Denn selbst wenn man ein noch so gutes Einrichtungskonzept hat, wird es doch durch Schmutz und kaputte Einrichtung wertlos.

Kosten

Man muss kein Betriebswirt um die Kosten eines eigenen Friseurladens zu verstehen und zu verwalten. Generell lassen sich die Kosten in zwei Kategorien einteilen. Investitionen und Betriebsausgaben.

Investitionen

Investitionen sind einmalige Zahlungen, die vor allem während der Gründung anfallen. Die eben erwähnte Einrichtung ist zum Beispiel eine klassische Investition. Zur Gründung kauft man die ganze Einrichtung und das kostet natürlich entsprechend viel Geld. Später wird man einzelne Einrichtungsgegenstände ersetzen oder ergänzen, dass man aber die ganze Einrichtung austauscht kommt eher selten vor. Sämtliche Gebühren und generell alle Kosten die vor oder während der Gründung anfallen sind in der Regel Investitionen. Da man absehen kann, wann und in welcher Höhe sie anfallen, sind sie gut planbar. Dafür erstellt man in seinem Businessplan den Finanzplan. Am Ende werden alle Investitionen und Gründungskosten zusammengerechnet und geschaut, was durch Fremdmittel (z.B. Bankkredit) finanziert werden muss.

Betriebsausgaben

Die Betriebsausgaben sind regelmäßig wiederkehrende Kosten wie Miete, Strom und Verbrauchsgüter (Farben, Pflegemittel etc.). Personalkosten gehören auch zu den Betriebskosten. Man muss erreichen, dass die Einnahmen des Friseurgeschäfts diese Kosten dauerhaft übersteigen. So erwirtschaftet das Unternehmen Gewinn und ist langfristig tragbar. Betriebskosten werden auch über den Finanzteil des Businessplans geplant. Je länger man sie allerdings in die Zukunft plant desto mehr werden sie zu von einem festen Plan zu einer generellen Orientierung, denn niemand weiß genau was in der Zeit alles passieren wird.

Personal

Das Wohlbefinden des Kunden liegt in den Händen des Friseurs. Es sei dann man schneidet komplett allein bedeutet das, dass man Mitarbeiter anstellen muss.

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Die richtigen Mitarbeiter

Mitarbeiter sind mit Abstand der größte Kostenpunkt im Unternehmen. Um hier die beste Leistung für das eigene Geld zu bekommen sollte man entsprechend Zeit und Energie in die Suche nach gutem Personal investieren. Löhne im Friseurgewerbe sind im Durchschnitt sehr niedrig. Viele Salonbesitzer nehmen diesen Umstand gern an und zahlen nur diese niedrigen Gehälter. Genau dort liegt die Chance für erfolgreiche Personalakquise. Bietet man nämlich einen überdurchschnittlichen Lohn, hat man einen entsprechend großen Pool aus Bewerbern. Aus dieser Gruppe kann man sich dann mittels einem Bewerbungsgespräches die geeignetsten Friseure aussuchen. Außerdem bindet die Bezahlung den Mitarbeiter an den Salon. Denn bei einem Wechsel müsste der Mitarbeiter Einbußen beim Gehalt hinnehmen.

Kundenbindung

Die Beziehung zwischen Friseur und Kunden ist extrem wichtig für den Erfolg eines nachhaltigen Friseurgeschäftes. Macht der Friseur einen guten Job und der Kunde fühlt sich wohl, wird der Kunde diese gute Dienstleistung öfter in Anspruch nehmen wollen. Viele Stammkunden fragen deshalb nach „ihrem“ Friseur. Natürlich darf man dafür keinen großen Wechsel im Personal haben, da so keine Beziehungen entstehen können. Will man wirklich wissen, welche Mitarbeiter Kunden zu Stammkunden machen, kann man das relativ einfach. Man markiert im Terminplanungssystem alle Kunden, die mehr als einmal kommen und schaut welcher Mitarbeiter die meisten wiederkehrenden Kunden generiert.

Discount Friseure treffen Vorkehrungen um diesen Effekt zu verhindern. Durch den hohen Personalwechsel besteht nämlich die Gefahr, dass der Friseur „seine“ Stammkunden beim Betriebswechsel mitnimmt. Aus diesem Grund tragen die meisten Mitarbeiter in Discount-Friseuren keine Namenschilder mehr.

Fazit

Das eigene Friseurgeschäft zu gründen ist eine gute Sache. Man verwirklicht nicht nur sich selbst, sondern tritt auch für das weitere Bestehen des eigenen Handwerks ein. Nur muss man sich davor in Acht nehmen alles auf einmal erreichen zu wollen. Ob nun Qualitätsführerschaft oder Preisführerschaft, man muss sich für eins entscheiden und dann am Ball bleiben. Zwischen den Stühlen sitzen funktioniert im Regelfall nicht, denn dann erreicht man meist weder die Preisführerschaft noch die Qualitätsführerschaft. Also: Entweder-oder.

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Das Interview mit Friseur Nico Müller – Wie war es, den Businessplan für den eigenen Friseurladen zu schreiben?

Über den Autor

Ich bin bereit, ein neues Projekt mit SmartBusinessPlan zu starten.

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bhp